14.08.2017 | 16:15:00 | ID: 24446 | Ressort: Landwirtschaft | Wissenschaft & Forschung

Ältester Doktorand: Universität Hohenheim gratuliert Klaus Krombholz / Dissertation zur Geschichte der deutschen Landmaschinenindustrie

Stuttgart-Hohenheim (agrar-PR) - Promotion mit 79 Jahren

Das Wort „Ruhestand“ ist ihm fremd: Seit Klaus Krombholz nicht mehr als Ingenieur im Berufsleben steht, widmete er sich dem Thema Agrartechnik aus historischer Perspektive.  Nach mehreren Buchprojekten schrieb er sich vergangenes Jahr als Doktorand an der Universität Hohenheim in Stuttgart ein. Kurz nach seinem 79. Geburtstag hat der wohl älteste Doktorand der Universitätsgeschichte seine Dissertation mit dem Titel „Beitrag zur Untersuchung des Innovationsgeschehens und ausgewählter Unternehmen der deutschen Landmaschinenindustrie von den Anfängen bis in die 1970er Jahre“ erfolgreich abgeschlossen.

Beweisen musste sich Klaus Krombholz mit knapp 80 Jahren eigentlich nichts mehr. Geboren in der Tschechoslowakei und aufgewachsen in der DDR, legte er durch sein Studium der Landmaschinentechnik an der TU Dresden und einer anschließenden Promotion den Grundstein einer erfolgreichen Karriere.

Beim größten Landtechnikhersteller der DDR, dem Kombinat Fortschritt Landmaschinen, durchlief er mehrere gehobene Leitungspositionen. Nach der Wende übernahm er als promovierter Ingenieur das Kommando über die Sektoren Technik und Erzeugnisentwicklung.

Ende der 1990er Jahre zog ihn die Liebe schließlich nach Süddeutschland an den Bodensee. In diesem Zusammenhang glückte ihm auch der Wechsel in die Selbstständigkeit als freiberuflicher Ingenieur.

Umtriebiger Pensionär


Seit 2003 ist Klaus Krombholz offiziell im Ruhestand. Zur Ruhe setzen wollte er sich deshalb aber nicht.

Stattdessen schrieb er vier Bücher, die sich mit der deutschen Agrartechnik befassen. Ein weiteres Projekt fand er in der Digitalisierung von Archiv-Beständen, darunter die Zeitschrift „Deutsche Agrartechnik“, das er in Kooperation mit dem Institut für Agrartechnik an der Universität Hohenheim in mühevoller Arbeit in die Tat umsetzte.

Als er feststellte, dass die Recherchen zu seinem vierten Buch „Unternehmen und Personen der deutschen Landmaschinenindustrie: Von Nachbildern zu Vorbildern“ allmählich Dimensionen einer Doktorarbeit annehmen, entschied er sich, ernst zu machen und schrieb sich vergangenes Jahr ein zweites Mal als Doktorand ein. Diesmal an der Universität Hohenheim.

Vom Berufsalltag geprägt

Inzwischen hat er das Promotionsprojekt – in erstaunlich kurzer Zeit – zum Erfolg gebracht. Im Mai, kurz nach seinem 79. Geburtstag, verlieh ihm die Universität Hohenheim die Doktorwürde. Gefragt nach seinem inneren Antrieb, verweist Klaus Krombholz auf eine Haltung, die er während seines Berufslebens entwickelt hat.

„Im Ingenieurberuf gab es täglich Termindruck und eine Fülle von Aufgaben. Ich habe mich stets daran gehalten, jeden Tag etwas abzuliefern – ungeachtet wie komplex ein Projekt war. Auf diese Weise bin ich auf Kurz oder Lang immer zu einem Ergebnis gekommen. Diese Vorgehensweise hat sich mir regelreicht eingebrannt“, erzählt der frisch Promovierte.

Darüber hinaus habe er gelernt, dass die größte Herausforderung einer Aufgabe „im Erkennen der Aufgabe selbst und der Definition des Lösungskonzepts“ liege. Die Ausführung sei dann im Grunde der einfachere Teil.

„Wer in der Lage ist, Aufgaben und Lösungswege selbst zu erkennen, kann es in der Hierarchie eines Unternehmens weit bringen. Gleichzeitig sollte man aber immer die fachliche Bodenhaftung behalten. Kurz gesagt: Man sollte jederzeit in der Lage sein, Aufgaben, die man delegiert, auch selbst auszuführen.“

Reisen in 80 Länder

Doch der inzwischen doppelte Doktor lebte nie für die Agrartechnik allein. Das berufliche Motto „jeden Tag ein Stück des Weges zurücklegen“ scheint den Agrartechniker auch in seiner Freizeit begleitet zu haben.

„Bei allem beruflichen und wissenschaftlichen Engagement war ich mir dennoch stets bewusst über den Wert privaten Glücks“, berichtet Krombholz. „Meine Frau und ich legten auf Reisen in unseren Wohnmobilen bisher 320.000 km Strecke zurück. Wir hatten das Glück, 80 Länder bereisen zu können, davon 50 mit dem Wohnmobil.“

Nach der Veröffentlichung seines ersten Buches im Jahre 2005 erfüllten seine Frau und er sich beispielsweise ihren Traum von einer lang geplanten einjährigen Tour mit dem eigenen Wohnmobil von Feuerland nach Alaska.

Über das Aufhören

Heute denkt der knapp 80-Jährige über weitere Reisen nach. Und außerdem über neue Projekte zur Aufbereitung der Geschichte der Landtechnik. Er möchte weiterhin jeden Tag etwas abliefern, nur sollten die Portionen kleiner werden.

„Eine der wichtigsten Fähigkeiten, die ich mir im Lauf meines Lebens angeeignet habe, ist das Erkennen des Moments, an dem ich aufhören sollte. Trotz aller Fehler und Irrtürmer habe ich immer die entscheidenden Stoppschilder erkannt, die mich vor Katastrophen bewahrt haben“, meint Krombholz.



Text: Svenja Lohrer / Leonhardmair

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