Bonn (agrar-PR) -
RLV: Weizenpreis macht nur noch einen verschwindend geringen Anteil bei der Brotherstellung aus (28.07.2010) Die anhaltende Hochwetterlage der vergangenen Wochen mit
neuen Hitzerekorden nahe der 40-Grad-Marke hat in der Landwirtschaft
sichtbare Spuren hinterlassen. Wie der Rheinische
Landwirtschafts-Verband (RLV) mitteilt, ändere auch der jetzt
einsetzende Regen nur wenig daran.
So dürfte die diesjährige Getreideernte infolge von Trockenheit und
Hitzestress deutlich unter dem Ergebnis des Vorjahres liegen. Aufgrund
dieser geringeren Erntemengen seien die Erzeugerpreise beispielsweise
für Brotweizen in den vergangenen Tagen zum Teil deutlich gestiegen.
Und den teurer werdenden Weizen hat jetzt nach Angaben des RLV die
Mühlen- und Bäckereibranche zum Vorwand genommen, höhere Mehl- und
Brotpreise anzukündigen. Doch was auf den ersten Blick logisch
erscheine, müsse beim näheren Hinsehen deutlich hinterfragt werden.
Zur Verdeutlichung macht der RLV folgende Rechnung auf: Zum
Brötchenbacken benötigt ein Bäcker etwa 34 g Brötchenmehl. Bei einem
Ausmahlungsgrad von rund 70 % sind das nur 49 g Weizen. Der Landwirt
als Rohstofflieferant des Weizens bekommt bei einem Getreidepreis von
augenblicklich 13 €/dt nur rund 0,7 Cent. Bei einem Getreidepreis von
gut 20 €/dt würden sich die Materialkosten für den Bäcker gerade mal um
0,3 Cent auf dann fast genau 1 Cent pro Brötchen erhöhen. Das heißt,
erst bei einem für Landwirte wohl schwindelerregenden Getreidepreis von
36 €/dt dürften Brötchen um 1 Cent teurer werden als bei den
augenblicklichen Getreidepreisen.
Darüber hinaus müssten sich die Bäcker fragen lassen, warum die
Brotpreise eigentlich nicht in den vergangenen zwei Jahren gefallen
seien, so der RLV weiter. Bekanntlich seien die Getreidepreise in
diesem Zeitraum von 25 €/dt auf unter 10 €/dt gesunken. Seinerzeit habe
die Branche eben mit jenem geringen Anteil der Getreidepreise an den
Gesamtherstellungskosten argumentiert. „Was damals richtig war, kann
heute nicht falsch sein“, betont der RLV und erinnert daran, dass die
Getreidepreise in den 80er, 70er und sogar 60er Jahren weit über den
heutigen gelegen hätten; die Brötchen seien damals aber deutlich
billiger gewesen.