23.08.2016 | 16:00:00 | ID: 22806 | Ressort: Landwirtschaft | Pflanze

Sojaanbau in NRW: „Alles Erfahrungssache“

Bonn (agrar-PR) - In Harsewinkel baut Familie Strotdrees Soja an, um eigene Eiweißkomponenten an ihre Hühner verfüttern zu können. Beratung gibt es für den Betrieb über die Eiweißpflanzenstrategie des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL). Ein Blick auf den Hof zeigt: Offene Türen für Fachleute sowie Konsumenten helfen lernen und bringen Akzeptanz.
Nach drei Jahren intensiver Arbeit zeigt sich, dass das Soja-Netzwerk der BMEL-Eiweißpflanzenstrategie sein Ziel erreicht.Deutlich wird dies am Beispiel von Ludger und Stephanie Strotdrees, die in Harsewinkel seit drei Jahren Soja anbauen. Der Wissenstransfer in die Praxis funktioniere gut – unter anderem dank Feldtagen und Beratern. Der Öko-Betrieb ist ein sogenannter „Leuchtturmbetrieb“ in der Eiweißpflanzenstrategie des BMEL. Das fördert über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) Betriebe, die sich an den Soja-, Lupinen- oder Ackerbohnen- und Erbsenanbau wagen.

Die Beratung ist für die Betriebe inklusive; zusätzlich gibt es bei Feldtagen und in „Stable Schools“ die Möglichkeit, von Kollegen zu lernen und sich auszutauschen. Familie Strotdrees bezeichnet das als „enorm hilfreich“ und sieht eine tolle Entwicklung: „Immer mehr Landwirte kommen zu den Feldtagen, das Interesse an Leguminosen wächst definitiv.“

Anbaufläche in Nordrhein-Westfalen verdoppelt

Das bestätigt auch Pascal Gerbaulet von der Landwirtschaftskammer NRW, der den Sojaanbau im Betrieb von Ludger Strotdrees begleitet und Hilfestellungen gibt. „2014 starteten wir in NRW mit rund 100 Hektar, in diesem Jahr könnten wir die 200 Hektar knacken.“ Das sei zwar kein Vergleich zu anderen Bundesländern, aber in NRW ist die Konkurrenz durch Kulturen wie Raps, Weizen und Mais größer.

Gerbaulet ist sich aber sicher: Es findet ein Umdenken statt. „Viele Landwirte sagen: Das Thema Gentechnikfreiheit wird kommen. Darauf müssen wir uns einstellen und unsere Fruchtfolgen überdenken.“ Insofern greife die Eiweißpflanzenstrategie in ihrer Umsetzung. Außerdem begünstigten politische Rahmenbedingungen wie Greening und Agrarumweltmaßnahmen das Ganze.

Jedes Jahr dazu lernen und sich Ratschläge holen

In diesem Jahr macht Ludger Strotdrees auf seinen 1,5 Hektar Soja das Unkraut zu schaffen. Im Mai bei Hitze und Trockenheit ausgesät, sprossen die Sojapflanzen extrem schnell. So verpasste er den Blindstriegeltermin, ein weiteres Striegeln hätte Keimlinge zerstört. Die Melde in den Reihen kam schnell – und nun bleibt sie drin.

„Ein Landwirt hat mir den Tipp gegeben, dass der Ertrag dadurch nicht so sehr leidet“, erklärt Strotdrees. Er lernt jedes Jahr dazu: „Im ersten Jahr hatten wir einen Totalausfall, im zweiten Jahr war die Ernte mit 2,7 Tonnen je Hektar super. Die Hülsen wurden beim Drusch aber nicht genug herausgereinigt, weshalb der Aufbereiter sie nicht verarbeiten konnte.“ Da das Öl nicht herausgepresst werden konnte, wurden die ölhaltigen, geschroteten Sojabohnen dem Milchvieh- und Schweinemastfutter untergemischt. „Dieses Jahr machen wir das anders“, so der Landwirt optimistisch. Es sei letztlich „alles Erfahrungssache.“

Die Devise lautet: Dran bleiben und sich austauschen

Auch wenn die Ernte 2016 aufgrund der Wetterverhältnisse deutlich geringer ausfallen wird: Ludger Strotdrees will weitermachen. Sein Ziel ist, seine Hühner mit eigenen Eiweißkomponenten zu versorgen. „Ich will sicher sein, was drin ist und woher es kommt“, sagt er. In diesem Jahr testet Strotdrees die Sojasorten „Merlin“ und „Abelina“ mit einer Saatstärke von 70 Körnern je Quadratmeter. Die sandigen, sauren Böden machen es ihm schwer. Und nach der Ernte stellt sich die Frage der Verarbeitung.

Verarbeitungsmöglichkeiten und Züchtungsforschung benötigt

Ludger Strotdrees muss weit fahren, um seine Sojabohnen bei einem Kollegen mit Verarbeitungsanlage aufbereiten zu können. „Hier könnte mehr Initiative von möglichen Verarbeitern ausgehen“, meint er. Doch für diese ist die Sojaaufbereitung aufgrund der geringen Mengen eher uninteressant. „Der Haken liegt definitiv noch in den Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten“, bestätigt Pascal Gerbaulet. „Man kann derzeit nur Nischen bedienen. Der große Futtermarkt bleibt zunächst unberührt.“ Deshalb ist sein Ziel, alle Beteiligten der Wertschöpfungskette an einen Tisch zu bringen. „Im konventionellen Bereich konnten wir so eine Aufbereitungsanlage überzeugen, Soja zu extrudieren.“

Potenzial sieht Stephanie Strotdrees außerdem bei der Züchtung: „Wir sind immer an Forschungsergebnissen interessiert und glauben, dass es in der Soja-Forschung noch viel zu entdecken gibt.“

Ein „offener Geist“ hat Mehrwert für alle

In ihrem Hofladen vermarktet Familie Strotdrees das, was sie täglich erzeugt: Fleisch, Eier, Milch, Kartoffeln und Co. Das Gespräch mit den Kunden sei wichtig. „Natürlich haben auch wir Probleme auf dem Acker oder im Stall. Aber darüber kann man doch sprechen“, meint Ludger Strotdrees. Als Demonstrationsbetrieb im ökologischen Landbau steht seine Tür immer offen – für alle. Und so lernt jeder: Der Kollege, was er anders machen könnte; der Verbraucher, wie reale (Bio-)Landwirtschaft aussieht; und Familie Strotdrees, wie sie ihren Betrieb am besten ausrichtet.
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