Berlin (agrar-PR) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) hat der Atomindustrie vorgeworfen, die enormen Probleme bei der
Entsorgung des Atommülls und die Risiken des Weiterbetriebs von
Atomkraftwerken vollständig auszublenden. Es sei entlarvend, dass
RWE-Chef Jürgen Großmann in seinem heute in der Süddeutschen Zeitung
veröffentlichten Plädoyer für längere AKW-Laufzeiten beide Themen
überhaupt nicht erwähnt habe.
Wer die Risiken der Atomenergie
verschweige oder verharmlose, ignoriere nicht nur das Recht kommender
Generationen auf eine unversehrte Umwelt. Bei einem Reaktorunfall
stelle sich auch die Frage der persönlichen Mitschuld. Wie gefährlich
der Betrieb der Atommeiler sei, habe erneut am letzten Freitag ein
Störfall in einem der ältesten Atommeiler in Deutschland, im hessischen
AKW Biblis B, gezeigt. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger forderte
Bundesumweltminister Norbert Röttgen und Bundeskanzlerin Angela Merkel
auf, das rein profitorientierte Interesse der Stromkonzerne an
verlängerten AKW-Laufzeiten nicht zur Grundlage der deutschen
Energiepolitik zu machen. Ein einziges zusätzliches Betriebsjahr bei
nur einem Atomkraftwerk vergrößere den zu entsorgenden Atommüllberg um
weitere 400 Tonnen.
"Heute wollen die Chefs der vier großen
Energieunternehmen nicht mehr an deren Unterschriften unter den
Atomausstiegsvertrag vor zehn Jahren erinnert werden", sagte Weiger.
"Es wäre ein in der deutschen Geschichte beispielloser Vorgang, wenn es
einigen wenigen Energiebossen gelänge, den mit der Regierung
abgeschlossenen Atomausstiegsvertrag zu kippen. Das Primat der Politik
wäre erledigt, der Schwanz Atomindustrie würde mit dem Hund
Bundesregierung wedeln", sagte Weiger.
Die Branche der
erneuerbaren Energien könne ihr Ziel, 2020 die Hälfte des Stroms in
Deutschland zu liefern, nur erreichen, wenn die Atomenergie und die
Kohleverstromung zu Auslaufmodellen würden. Diese Tatsache sowie die
Skandale um die Atommülllager Asse und Gorleben müssten Umweltminister
Röttgen und Kanzlerin Merkel dazu bewegen, Laufzeitverlängerungen für
Atomkraftwerke abzulehnen und stattdessen kürzere Laufzeiten
durchzusetzen. Der BUND kündigte für den Herbst neue
Anti-Atom-Demonstrationen an. Bereits am 18. September werde eine Kette
von Atomkraftgegnern das Berliner Regierungsviertel umzingeln.
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