Hannover (agrar-PR) - Manche Gemüsesorten sind derzeit bis zu 40 Prozent billiger als im
vergangenen Jahr, berichtet der Landvolk-Pressedienst. Im Schnitt sind
die Preise um sechs Prozent gefallen, obwohl jeder Deutsche mit über 90
Kilogramm (kg) etwa zehn kg mehr Zucchini, Spinat, Karotten und Co.
verzehrt als noch vor 15 Jahren. Die Gemüseproduzenten in Niedersachsen
stehen einem Preistief gegenüber, das viele in Existenznot bringt.
Insgesamt gibt es in Niedersachsen 1.536 Gemüseanbauer, die 20.000
Hektar (ha) Fläche bewirtschaften. Dort werden vor allem Eissalat,
Möhren und Karotten und Zwiebeln gezogen und entweder direkt vermarktet
oder an die großen Handelsketten verkauft. Zu 80 Prozent wird der Markt
dabei von nur fünf großen Ketten beherrscht, unter deren Übermacht
nicht nur die Gemüseproduzenten, sondern auch die meisten anderen
Produktionsbereiche ächzen. Da viele Anbauer sich sehr spezialisiert
haben, sind sie von den Großabnehmern abhängig und befinden sich in
einer ausweglosen Situation.
„Der Markt ist das Problem“, meint Axel Boese, Geschäftsführer der
Fachgruppe Gemüsebau Norddeutschland, gegenüber dem
Landvolk-Pressedienst. „Die Bauern bauen zu viel Gemüse an, um auch bei
Ernteeinbußen wegen schlechten Wetters noch ausreichend Ware zu haben.
Wird dann gut geerntet, drückt die Menge den Preis.“ Das liegt auch
daran, dass sich die Handelsketten diese Überproduktion zu nutze
machen, um die Preise so weit wie möglich zu drücken. Gibt es bei einer
Sorte einen Engpass, müsste der Preis eigentlich steigen. „Die
Einkäufer sitzen das aber lieber aus, statt mehr zu bezahlen“, erklärt
Boese. „Das Produkt wird eine Woche ausgelistet, und schon sinkt der
Preis wieder.“ Sich eine Nische zu suchen, kann auch nur für einige
Wenige eine Lösung sein. Der Anbau von Bio-Gemüse bedarf einer langen
Umstellungsphase und höherem Aufwand, als die konventionelle
Produktion. Bis vor kurzem konnten die Landwirte dies durch höhere
Erlöse kompensieren. Inzwischen drückt der Handel auch hier die Preise.
Die niedrigen Preise, egal ob biologisch oder konventionell, die der
Handel vorgibt, schlagen auch auf die Direktvermarktung und die
Wochenmärkte durch. Wird das Gemüse im Supermarkt derart billig
angeboten, müssen die Anbieter hier mitziehen, um ihre Kunden zu halten.