Kiel (agrar-PR) -
Getreideernte 2009: Geringe Mengen, niedrige Preise, bisher gute Qualitäten
Insgesamt wurde die Getreideanbaufläche 2009 in Schleswig-Holstein
um 33 Tsd. ha auf ca. 312 Tsd. ha gegenüber dem Vorjahr eingeschränkt.
Die Gesamtgetreideernte wird auf knapp 2,6 Mio. Tonnen geschätzt, das
wären ca. 12 % oder 343 Tsd. Tonnen weniger als im Vorjahr. Hiervon
entfallen voraussichtlich 1,9 Mio. Tonnen auf die Brotgetreidearten
Weizen und Roggen und 0,7 Mio. Tonnen auf die Futtergetreidearten
Gerste, Hafer und Triticale. Landwirte hoffen auf positive
Preistendenzen im Getreide- und Rapsmarkt.
„Was
wir jetzt brauchen, ist bei derzeit fortschreitender Abreife der
Bestände gutes, stabiles Erntewetter für die weitere Bergung der
Wintergerste und die sich unmittelbar anschließende Raps- und
Weizenernte, um auch in diesem Jahr bei einer vom Standort abhängigen
unterschiedlichen Ertragserwartung bei allen Mähdruschfrüchten eine
mengenmäßig und qualitativ gute und kostengünstige Ernte einbringen zu
können“, betont Claus Heller Präsident der Landwirtschaftskammer.
Aussaatbedingungen und Witterungsverlauf
Die
Wintergetreideaussaat konnte dann im Wesentlichen bei hinreichend guten
Boden- und Bestellbedingungen zu normalen Saatterminen abgeschlossen
werden.
Über die Wintermonate lief im Vergleich zu den Vorjahren ein
deutliches Niederschlagsdefizit auf, das von einer ausgeprägten
Vorsommertrockenheit, beginnend Anfang April bis in die erste Maidekade
reichend, verschärft wurde. In den Hauptanbauregionen für Raps und
Getreide Schleswig-Holsteins fielen in dieser Zeit oft nur 5 bis 7 mm
Regen. Auf leichten Böden zeichneten die ersten Bestände infolge der
anhaltenden Trockenheit.
Die ab Mitte Mai einsetzenden Niederschläge brachten Erholung,
zumindest für die Ausprägung der Kornzahl je Ähre und das
Tausendkorngewicht, und sorgten jetzt für eine ausreichende
N-Versorgung der Bestände. Im langjährigen Mittel fallen im ersten
Halbjahr in Schleswig-Holstein 350 – 400 mm Niederschlag. Trotzdem
wurden in einigen Anbauregionen im Lande im Frühjahrsverlauf nur 150 –
200 mm Niederschlag in Summe erreicht (normal: 350 mm).
Prägend für die weitere Ertragsbildung waren die heißen, von
austrocknendem Wind begleiteten Witterungsabschnitte in der Woche nach
Pfingsten und in der zweiten Junihälfte. Dieser für knapp eine Woche
anhaltende, weitere heiße Witterungsabschnitt mit Temperaturen nahe 30
Grad Celsius, führte auf leichten Standorten bereits zu ersten
Trockenschäden. Anteilig betroffen sind davon die Schubyer und
Schleswiger Geest, die leichten und mittleren Böden der Region um Bad
Segeberg bis an die Küste um die Lübecker Bucht.
Erste Ergebnisse, Getreide
Gerste
Wintergerste steht in 2009 mit knapp 68 Tsd. ha im Anbau, das sind
gegenüber dem Vorjahr 2 % mehr an Anbaufläche. Die erwartete Erntemenge
liegt bei 543 Tsd. Tonnen. Damit liegt die erwartete Erntemenge um ca.
1,5 % unter der des Vorjahres.
Weizen
Beim Weizen ist die Voraussage von
möglichen, dann aber regional begrenzten, trockenheitsbedingten
Ertragseinbußen noch schwierig. Auf Böden mit ausreichendem
Wasserhaltevermögen und moderatem Niederschlagsdefizit können durchaus
hohe Erträge erwartet werden. Auch ist für einige Anbauregionen noch
nicht abzuschätzen, ob es trockenheitsbedingte Qualitätseinbußen im
Proteingehalt und im Hektolitergewicht geben wird.
Die Ertragserwartung liegt für Winterweizen bei einer gegenüber dem
Vorjahr um fast 25 Tsd. ha reduzierten Anbaufläche mit ca. 1,7 Mio.
Tonnen um 16 % unter der des Vorjahres. Damit entfällt 66 % der
Getreideernte auf die immer noch flächenstärkste Getreideart. Der in
2009 erfolgte Anbaurückgang in der Fläche ist vor allem auf die
Anbauausdehnung bei Raps, die zunehmende Flächenkonkurrenz von Mais zur
Biogasgewinnung, und anteilig auch auf den Flächenrückgang infolge der
schwierigen Bestellbedingungen im vergangenen Herbst im Südwesten des
Landes zurückzuführen.
Für den Winterweizen ist nach derzeitiger Einschätzung der
Erntebeginn nicht vor der ersten Augustdekade zu erwarten. Dies hängt
aber entscheidend vom weiteren Witterungsverlauf ab und kann sich bei
wechselhaftem Wetter und anhaltenden Niederschlägen durchaus noch
verzögern.
Letztendlich lässt sich die Qualität und Menge der diesjährigen Weizenernte aber erst im Ernteverlauf sicher bewerten.
Winterroggen
Winterroggen steht wieder auf knapp
29 Tsd. ha im Lande, das sind gegenüber dem Vorjahr nur 1 % weniger an
Anbaufläche. An Erntemenge werden bei guter Ertragserwartung knapp 190
Tsd. Tonnen erwartet, das wären ca. 20 Tsd. Tonnen und damit 12 % mehr
als im Vorjahr.
Winterraps
Im Vergleich zum Vorjahr wurde die
Rapsanbaufläche auf 114 Tsd. ha um 9 Tsd. ha ausgedehnt. Die Rapsernte
wird aufgrund dieser starken Anbauausdehnung mit 464 Tsd. Tonnen um 15
% über der des Vorjahres liegen.
Vermarktungsaussichten für die Ernte 2009
Der
Vermarktungserfolg und die Preisfindung werden für Schleswig-Holstein
als Weizenexporteur inzwischen vom Weltmarktgeschehen bestimmt.
Weltweit mehr Weizen
Die Vermarktung und
Preisfindung für Weizen wird in Schleswig-Holstein vom Weltmarkt
bestimmt. Auch mit der zweiten Schätzung des amerikanischen
Landwirtschaftsministeriums (USDA) scheinen sich die Prognosen über
eine große weltweite Weizenernte zu bestätigen.
EU - weniger Weizen
In Deutschland wachsen nach
Angaben des Deutschen Raiffeisenverbandes auf 3,2 Mio. ha rund 24,7
Mio. t Weizen heran. Das entspricht ein Rückgang aufgrund des
erwarteten geringeren Ertrages von knapp 5 % gegenüber dem Vorjahr.
Auch in anderen Ländern der EU wie Großbritannien (14,9 Mio. t in
2009; 17,4 Mio. t in 2008), Spanien (4,5; 5,5) Frankreich (35,5; 37,3)
Rumänien, (6,1; 7,7) Bulgarien (3,6; 4,4) und Ungarn (4,5; 5,7) werden
niedrigere Ernten erwartet. Für die EU insgesamt werden 136 Mio. t
Weizen erwartet, das entspricht einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr
von rund 15,5 Mio. t.
Sollte sich der Export für 09/10 mit 18 Mio. t so gestalten, wie es
die Schätzungen vorsehen, ist ein Abbau der Bestände auf 17,4 Mio. t
erreichbar. Möglicherweise lassen sich die Exporte aber noch erweitern,
denn es werden Ernteeinbußen in der Schwarzmeerregion erwartet. Es gibt
aus dieser Region aber auch widersprüchliche Aussagen über die Ernte-
und Exportmengen. Diese Region bleibt damit für Überraschungen gut.
Der hiesige Exporthandel hofft jetzt diese Ausfälle mit europäischen
speziell mit deutschen Weizen bedienen zu können. Entscheidend für den
Export ist neben dem Preis die Qualität. Die umfangreichen Exporte im
laufenden Wirtschaftsjahr fußen vielfach auf der guten Qualität des
deutschen Weizens gegenüber den Herkünften aus der Schwarzmeerregion.
So stand insbesondere im Nahen Osten aber auch in Südafrika deutscher
Weizen ganz oben auf der Einkaufsliste. Sollte sich auch in diesem Jahr
der hiesige Weizen qualitativ von den anderen Herkünften absetzen, sind
durchaus Exporte oberhalb der derzeit geschätzten 18 Mio. t möglich.
Nordafrika – Ernte angelaufen
In den
nordafrikanischen Ländern ist die Ernte bereits angelaufen. In vielen
dieser Länder zeichnet sich eine größere Ernte ab. Trotz der erwarteten
Rückgänge bei den Importen bleibt Nordafrika sowie auch der Mittlere
und Nahe Osten ein wichtiger Absatzmarkt für gute hiesige Qualitäten.
Auch Richtung Südafrika werden wieder Exporte aus dem norddeutschen
Markt erwartet.
Dollarkurs ein wichtiges Datum
Für den Export
wird der Dollarkurs eine entscheidende Rolle spielen. Es bleibt
abzuwarten, ob ein schwacher Dollar durch gute Exportmöglichkeiten
amerikanischen Weizens die Börsennotierungen stärker nach oben zieht
oder stärker den europäischen Exporteuren zusetzt.
Mittlerweile wird an den Warenterminbörsen wieder verstärkt
spekulatives Kapital eingesetzt, einerseits positiv, da die Liquidität
erhöht wird, andererseits werden die Preisschwankungen dadurch
verstärkt. Darüber entfernen sich die Notierungen in den Extremen oft
von den fundamentalen Daten des Marktes. Dadurch ergeben sich Risiken
wie auch Chancen.
Entscheidend für alle Märkte wird aber auch der Rohölpreis sein.
Zurückverfolgend hing die Entwicklung und das Auf und Ab des
Weizenpreises – zwar mit zeitlichem Versatz, aber ziemlich sicher –
immer dicht am Ölpreis. Über dessen Preisentwicklung kann nur
spekuliert werden. Vor einem Monat stand der Kurs noch auf über 70
US$/Barrel jetzt wird ein Absinken auf 55 US$ / Barrel nicht mehr
ausgeschlossen.
Raps folgt im Markt der Sojabohne
Davon ist auch
die Sojabohne betroffen, die im Zuge des Rohölpreisverfalls sowie auch
guter Wachstumsbedingungen haben sich in den letzten Wochen auch die
Sojapreise nach unten bewegt. Damit stehen auch die Rapspreise in Paris
unter Druck. Derzeit werden dort um die 280 Euro/t notiert, das
bedeutet Erntepreise um die 265 bis 270 Euro/t. Vielfach ist der Raps
aber bereits mit Vorkontrakten gehandelt worden, so wird von
Preisabschlüssen bis zu 310 Euro/t berichtet.
Ausgehend von der Sojabohne wird es an den Börsen in der
Hauptwachstumsphase im August noch den einen oder anderen
Preisausschlag geben.
Gerstenpreisgebote auf niedrigem Niveau.
Mittlerweile
wird bei der Gerste wieder der Interventionspreis als
Preisfindungsbasis genannt. Zurzeit wird die Gerste für 9 – 10 Euro/dt
gehandelt.
Brotroggen – Anbau auf gleichem Niveau.
Bei
erwarteten etwas niedrigeren Erträgen ergibt sich eine um 5 %
niedrigere Erntemenge für 2009/10 in Deutschland. In der EU fällt die
Ernteernteerwartung mit 8,5 Mio. t rund 0,5 Mio. t niedriger als im
Vorjahr aus, wobei aus dem laufenden Wirtschaftsjahr noch Bestände von
1,6 Mio. t zur Verfügung stehen.
Weitere Anfragen an: Manfred Christiansen,
Pressesprecher der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Telefon:
04331-9453-110, E-Mail: mchristiansen@lksh.de
Es liegen die ersten vereinzelten Ertragsmeldungen aus der in der
zweiten Juliwoche auf einzelnen Schlägen angelaufenen
Wintergerstenernte vor. Während auf Geeststandorten
Wintergerstenerträge von 55 bis max. 65 dt/ha gemeldet wurden, laufen
jetzt auf den besseren Böden erste Ernteergebnisse für Wintergerste mit
Erträgen von 80 bis 90 dt/ha auf. Die bisher gemeldeten Qualitäten sind
erfreulich gut, die geerntete Gerste ist schwer. Bisher wurden
durchgängig Hektolitergewichte oberhalb der Mindestanforderung für die
Vermarktung erreicht. Die Mindestanforderungen betragen 64 kg/hl.
Zurzeit werden Qualitäten geerntet, die Oberhalb der
Mindestanforderungen liegen.