22.08.2023 | 15:34:00 | ID: 37187 | Ressort: Landwirtschaft | Pflanze

Erntebilanz in Sachsen-Anhalt 2023: Bei Getreide und Raps unterdurchschnittliche Erträge

Magdeburg (agrar-PR) - Für die Ernte 2023 wurden bei Getreide und Raps unterdurchschnittliche Erträge gemeldet. Zum Teil intensive Niederschläge haben im Verlauf der Ernte zu stark absinkenden Qualitäten geführt.
Anschließende Arbeiten können noch nicht durchgeführt werden, unsichere Märkte und Perspektiven erschweren die Planung.

Überblick

Die Bedingungen zur Aussaat im Herbst 2022 waren zu trocken, dies hielt 2023 an. Im März und April gab es zwar vielerorts ausreichend Regen, in den entscheidenden Monaten Mai und Juni jedoch wieder sehr heiße und trockene Witterung. Eine unregelmäßige Niederschlagsverteilung im Juni hat zu regionalen Unterschieden in der Pflanzenentwicklung unter den Landkreisen geführt. Im Juli, zu Beginn der Ernte des Winterweizens, setzte eine wechselhafte Witterung ein, mit teilweise sehr hohen Niederschlagsmengen, die sich auch im August fortsetzte.

Die Witterung hat im Ackerbau teils große Schäden verursacht, wiederkehrende Niederschläge beeinträchtigen die Befahrbarkeit der Flächen, führen zu Lagergetreide, abknickenden Ähren und ausgewachsenem Getreide. Das Zeitfenster für die Ernte ist klein und ein Nervenspiel für die Ackerbaubetriebe. Zusätzlich ist die Marktpreissituation durch stark volatile Märkte eine erhebliche wirtschaftliche Herausforderung und die anhaltend hohe Belastung durch bürokratische Vorgaben nimmt im Agrarland Sachsen-Anhalt nicht ab.

Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V., zieht folgendes Fazit: „Betrieblich werden sich die mäßigen Erntemengen, lokale Ernteschäden und besonders die durchwachsenen Qualitäten auswirken. Wir setzen nun darauf, dass die Niederschläge für gute Ernten bei Rüben, Kartoffeln, Mais und Grünland sorgen. Unsere Betriebe werden sich an Klima, Wetter und Marktentwicklungen weiter anpassen – wenn sie die Möglichkeit dazu haben, im Rahmen der geplanten politischen Projekte in Berlin und Brüssel. Diese bereiten unseren Landwirtinnen und Landwirten größere Sorgen.“

Die Ernte im Detail

Die Ernte der Wintergerste ist beendet, sie konnte im Juni 2023 noch trocken eingefahren werden. Auf einer Anbaufläche von 104.707 ha in Sachsen-Anhalt wurden im Schnitt 74 dt/ha geerntet. Die Ernteergebnisse sind von regionalen, witterungsbedingten Schwankungen geprägt und reichen von weniger als 40 dt/ha bis über 90 dt/ha.

Für die Vermarktung der Sommergerste als Braugerste müssen definierte Qualitätsmerkmale erfüllt werden, wie ein bestimmter Proteingehalt und Vollgerstenanteil. Aufgrund einer zu kurzen Kornfüllungsphase haben sich die Körner 2023 schlecht ausgeprägt, was die Korngröße und das Korngewicht negativ beeinflusst hat. Ein hoher Schmachtkornanteil ist die Folge von zu geringen Niederschlägen im Mai und Juni und endet in einem durchschnittlichen Ertragsergebnis von 50,6 dt/ha.

Im Winterweizen führen Lager und feuchtes Stroh zu Ernteverzögerungen. Erst hat die Trockenheit während der Kornfüllungsphase die Bestände getroffen, sodass es durch den trockenheits- und hitzebedingten Stress zur Ausbildung schlechter Qualitäten kam, wie einem hohen Anteil an Schmachtkorn und einem schlechten Eiweißgehalt. Anschließend litten die Bestände ab Ende Juli unter den ständig wiederkehrenden Niederschlägen, welche die Bestände regelrecht haben zusammenbrechen lassen. Die regenbedingten Unterbrechungen haben dazu geführt, dass aktuell noch etwa ein Drittel der Winterweizenschläge in Sachsen-Anhalt noch nicht vollständig abgeerntet werden konnten. Der Dauerregen der vergangenen Wochen hat die Befahrbarkeit der Flächen erschwert.

Zusätzlich zu den Ernteverlusten müssen die Betriebe verschlechterte Qualitäten berücksichtigen. Durch die Regenfälle verändert sich bei den später geernteten Partien beispielsweise die sogenannte Fallzahl, welche insbesondere für die Erzeugung von Qualitäts- und Brotweizen ein wichtiges Qualitäts- und Preiskriterium ist. Der Ertrag liegt im Schnitt in Sachsen-Anhalt bei 69,8 dt/ha, wobei die Erntemenge im Süden mit 77 dt/ha höher ausfällt als im Norden Sachsen-Anhalts mit 61,7 dt/ha.

Auch im Winterroggen haben Niederschläge, feuchtes Stroh und starker Unkrautbesatz zu Ernteverzögerungen geführt. Der Erntefortschritt im Winterroggen ist sehr unterschiedlich. Einige Betriebe haben die Ernte bereits beendet, andere haben noch weit über 50 % der Flächen zu ernten. Hier treten vermehrt Qualitätsmängel auf, wie ein hoher Schmachtkornanteil, Auswuchs und schlechte Fallzahlergebnisse, wodurch der Anteil an vermarktungsfähigem Brotroggen gering ausfällt und damit der Anteil des Futterroggens deutlich steigt.

Der Winterroggen wird in Sachsen-Anhalt auf einer Fläche von 68.469 ha angebaut. Der Sommerroggen spielt mit einem Anbauumfang von 784 ha eine untergeordnete Rolle. Die Anbaugebiete sind vor allem in der Altmark und im Kreis Anhalt vorzufinden. Nach Auswertung der Erntemeldung beläuft sich der durchschnittliche Ertrag in Sachsen-Anhalt auf 40,1 dt/ha. Damit liegt der Ertrag nochmal 1,3 dt/ha unter dem Durchschnitt der Dürrejahre seit 2018.

Der Anbauumfang vom Winterraps hat sich in den vergangenen Jahren etwas ausgeweitet. 2023 wuchs die wichtigste Ölpflanze in Sachsen-Anhalt auf einer Fläche von ca. 136 900 ha, im Vorjahr waren es 127 269 ha. Der durchschnittliche Ertrag liegt bei 32 dt/ha, das ist 2 dt/ha unter der Prognose der Landwirtinnen und Landwirte. Bei beständigerer Witterung sind Erträge über 40dt/ha üblich.

Auch im Raps führten die Niederschläge zu einer ungleichmäßigen Abreife und verzögerten den Erntefortschritt. Die Vermarktung ist aufgrund sehr sprunghafter Erzeugerpreise seit Anfang 2022 schwierig. Im Frühjahr 2022 konnten noch Preisspitzen von 1.000 €/t verzeichnet werden, im Juni 2023 sind die Kurse zeitweise bei 400 €/t gelandet. Neben der wirtschaftlichen Bedeutung ist Winterraps als Blattfrucht in Sachsen-Anhalt für viele Betriebe ein unverzichtbarer Bestandteil der auch politisch gewünschten Fruchtfolge.

Der Anbau von Erbsen als Hülsenfrucht spielt hierzulande eine wichtige Rolle. Wie bei Raps und Getreide führten die Niederschläge der vergangenen Wochen zu ungleichmäßiger Abreife. Starke Spätverunkrautung brachte zudem Schwierigkeiten bei der Ernte mit sich. Einige Bestände sind durch die Witterung zusammengefallen und konnten nicht mehr gerettet werden, diese wurden notgedrungen gehäckselt. Der Ertrag beläuft sich auf ein miserables Ergebnis von 23 dt/ha und liegt somit deutlich unter dem Durchschnitt der letzten fünf Trockenjahre von 2018 bis 2022 (28,1 dt/ha). In den 10 Jahren vor der Dürre lagen die Erträge bei durchschnittlich 34 dt/ha.

Ähnlich wie bei den anderen Getreidearten gestaltete sich auch die Ernte der Triticale und des Dinkels schwierig. Triticale ist eine Kreuzung zwischen Roggen und Weizen und wächst in Sachsen-Anhalt auf einer Fläche von 15.885 ha. Das proteinreiche Erntegut wird als Futtergetreide verwertet. Der durchschnittliche Ertrag liegt Jahr 2023 bei 42,8 dt/ha (2022: 50 dt/ha). Die Bedeutung von Dinkel für die Ernährung hatte lange Zeit zugenommen. Die Vermarktung gestaltet sich in diesem Jahr jedoch sehr schwierig, da die Nachfrage abgenommen hat und teilweise noch Ware aus 2022 vorhanden ist. Nach Auswertung unserer Ernteumfrage beläuft sich das Ergebnis auf 54,9 dt/ha.

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