Kiel (agrar-PR) -
Insgesamt wurde die Getreideanbaufläche 2010 in
Schleswig-Holstein um 15.000 ha auf ca. 312.000 ha gegenüber dem
Vorjahr eingeschränkt. Die Gesamtgetreideernte in Schleswig-Holstein
wird auf knapp 2,6 Mio. Tonnen geschätzt, das wären ca. 9 % oder
237.000 Tonnen weniger als im Vorjahr. Hiervon entfallen
voraussichtlich 2,0 Mio. Tonnen auf die Brotgetreidearten Weizen und
Roggen und 0,5 Mio. Tonnen auf die Futtergetreidearten Gerste, Hafer
und Triticale.
„Was wir jetzt brauchen, ist stabiles
Erntewetter für die Gerstenernte, denn die ersten Gerstenbestände
stehen nun zum Drusch an. Beginnen wird die Ernte als erstes auf den
leichten Standorten im Lande, die besseren Lehmstandorte im Östlichen
Hügelland folgen dann Mitte/Ende der kommenden Woche. Außerdem wünschen
wir uns regional unterschiedlich Regen zwischendurch bis dann auch die
Raps- und Weizenernte ansteht. Für den Winterweizen ist nach
derzeitiger Einschätzung der Erntebeginn nicht vor August zu erwarten“,
sagte Claus Heller, Präsident der Landwirtschaftskammer auf Gut
Rohlstorf zur Erntepressekonferenz.
Aussaat und Witterungsverlauf – es war kaltDie
Wintergetreide- und Rapsaussaat erfolgte im Herbst bei guten und
trockenen Bodenbedingungen. Regionale Probleme bereitete die nach der
Aussaat länger anhaltende Trockenheit. Die Aussaat konnte
vergleichsweise früh schon Ende September abgeschlossen werden. Ein
früher Kälteeinbruch und überdurchschnittliche Niederschläge im
November verhinderten eine zu üppige Vorwinterentwicklung der Bestände.
Der landesweite Wintereinbruch Ende Dezember/Anfang Januar und hohe
Schneeauflagen von 40 bis 60 cm bis März waren prägend. Unter dem
Schnee waren die Bestände vor frostbedingten Bestandsausfällen
überwiegend ausreichend geschützt. Die Bestände starteten spät in das
Frühjahr.
Erst mit ansteigenden Temperaturen Ende Mai/Anfang Juni und den dann
einsetzenden, ausreichenden Niederschlägen war ein deutlicher
Entwicklungssprung zu erkennen.
Die Rapsblüte setzte Anfang Mai etwas verspätet ein.
Hitze lässt weniger Erträge erwartenNach guten
Wachstumsphasen im Juni sind jetzt die seit Anfang Juli durchgängig zu
heißen Temperaturen bis zu 35 °C prägend für die Erträge. Sie führten
auf leichten Standorten bereits vor eineinhalb Wochen zu ersten,
inzwischen deutlich sichtbaren Trockenschäden. Betroffen sind davon die
Schubyer und Schleswiger Geest, die leichten und mittleren Böden der
Region um Bad Segeberg bis an die Küste um die Lübecker Bucht und die
leichteren Standorte im Herzogtum Lauenburg. Auch auf den besseren
Lehmstandorten zeichnen sich Sandlinsen und leichte Bodenabschnitte in
den Schlägen ab. Hier ist die Ertragsbildung bereits abgeschlossen und
es tritt Notreife mit Ertragseinbußen ein. Auf den besser mit Wasser
versorgten Marschstandorten halten die Bestände noch durch, hier
regnete es regional ausreichend. Hält die trockene heiße Witterung
weiter an, sind regional weitere Ertragsrückgänge zu vermuten. Das
bedeutet, dass es ein sehr differenziertes Ertrags- und Qualitätsbild
geben wird:
Wintergerste, die jetzt kurz vor der Druschreife
steht, konnte die Kornfüllungsphase als früh abreifende Getreideart
noch vor den einsetzenden Trockenschäden beenden.
Beim
Winterweizen ist die Voraussage von möglichen,
dann aber regional begrenzten, trockenheitsbedingten Ertragseinbußen
noch schwierig. Auf Böden mit ausreichendem Wasserhaltevermögen und
moderatem Niederschlagsdefizit können durchaus hohe Erträge erwartet
werden. Für die 20.000 ha Weizen auf der Geest wird das Wasser jetzt
knapp, hier können noch bis zur Ernte Ertragsverluste in der
Größenordnung von 15 bis 25 % gegenüber der Ernteerwartung von vor drei
Wochen eintreten. Für die Anbauregionen Marsch (50.000 ha Winterweizen)
und Östliches Hügelland (136.000 ha Winterweizen) lässt sich
verlässlich noch nichts abzuschätzen. Mit hoher Sicherheit werden die
diesjährigen Erträge unter denen der beiden ertragsstarken Vorjahre
liegen.
Besonders gelitten hat das anteilig auf der Geest stehende
Sommergetreide,
und hier vor allem die Sommergerste. Für den anteiligen
Braugerstenanbau in der Region um Kellinghusen bis in den
Neumünsteraner Raum hinein, bedeutet der zurückliegende
Witterungsverlauf schon jetzt deutliche Ertrags- und Qualitätsverluste.
Auch die
Roggenbestände haben auf diesen leichten Standorten die Kornfüllung trockenheitsbedingt abgebrochen.
Trockenheitsbedingt kann zurzeit bestenfalls von einer durchschnittlichen
Rapsernte für Schleswig-Holstein von rund 40 dt/ha ausgegangen werden.
Anbauflächen 2010 und ErnteschätzungenWintergerste
steht in 2010 nur noch mit knapp 47.600 ha im Anbau, das sind gegenüber
dem Vorjahr 30 % weniger Anbaufläche. Der deutliche
Anbauflächenrückgang ist auf den Preisverfall bei Wintergerste und dem
seit dieser Ernte fehlendem Sicherheitsnetz der Intervention zu
gesicherten Abnahmebedingungen am Markt geschuldet. Für das kommende
Anbaujahr ist mit einem weiteren deutlichen Anbaurückgang für
Wintergerste zu rechnen.
Die erwartete Erntemenge liegt bei 386.000 Tonnen. Damit liegt sie um ca. 32 % unter der Vorjahresmenge.
Für
Winterweizen liegen die Ertragserwartung bei einer gegenüber dem Vorjahr um
3 % auf 210.000 ha
ausgedehnten Anbaufläche mit ca. 1,9 Mio. Tonnen auf dem Niveau des
Vorjahres. Damit ist Winterweizen die immer noch flächenstärkste
Getreideart.
Winterroggen steht nur noch auf knapp 22.000 ha im Lande, das sind gegenüber dem Vorjahr
25 % weniger Anbaufläche.
Hier ist der rückläufige Roggenanbau der anhaltenden Zunahme der
Maisanbaufläche für die Biogasgewinnung geschuldet. An Erntemenge
werden bei durchschnittlicher Ertragserwartung knapp 143.000 Tonnen
erwartet, das wären ca. 68.000 Tonnen, und damit 32 % weniger als im
Vorjahr.
Wintertriticale steht als Futtergetreide auf
6.000 ha.
Gegenüber dem Vorjahr wurde die Anbaufläche um knapp 2 % ausgedehnt.
Die zu erwartende Erntemenge wird auf 45.000 Tonnen geschätzt, das
entspricht Vorjahresniveau.
Sommergetreide steht auf knapp
10.000 ha.
Der Umfang wurde gegenüber dem Vorjahr um 9.000 ha eingeschränkt. Für
die Ernte 2010 werden knapp 22.000 Tonnen Sommergerste und knapp 29.000
Tonnen Hafer erwartet. Deutlich weniger als im Vorjahr.
In Schleswig-Holstein wird zur kommenden Ernte auf einer Fläche von 9.000 ha
Getreidesaatgut erzeugt. Im Vergleich zum Vorjahr mit einer Vermehrungsfläche von
10.500 ha
entspricht dies einem Rückgang von fast 13 %. Ein Rückgang in der
gleichen Größenordnung ist auch bundesweit zu verzeichnen. Trotz des
Rückgangs der Vermehrungsflächen ist die Versorgung mit Saatgut aus
Schleswig-Holstein auch zur kommenden Saison gesichert. Auf Gut
Rohlstorf wird als ein Betriebszweig Getreide für die kommende Aussaat
vermehrt.
Im Vergleich zum Vorjahr blieb die Rapsanbaufläche mit 114.000 ha
unverändert. Die Rapsernte (einschließlich Anbau als nachwachsender
Rohstoff) wird mit 484.000 Tonnen um knapp 10 % unter der des Vorjahres
liegen.
Mais und KartoffelnKühle Temperaturen im Mai
bremsten die Jugendentwicklung der Maissaat. Anfang Juni hatte der Mais
einen Rückstand von ca. 14 Tagen in der Entwicklung im Vergleich zu
früheren Jahren. Die seit Anfang Juli anhaltende Hitzeperiode ließ den
Mais in das lang erwartete Wachstum gehen. Der fehlende Niederschlag
seit Mitte Juni führt auf sehr leichten Geest-Standorten mittlerweile
zu Trockenstress, die Blätter fangen an sich zu rollen, die
Ertragserwartungen für 2010 sind nach unten korrigiert. Mais wird auf
einer Fläche von 184.000 ha angebaut, das sind 37.000 ha mehr als im
Vorjahr.
Die Ertragserwartungen im Bereich Speisekartoffeln liegen zurzeit
ca. 30 % unter dem Durchschnitt (Anbaufläche ca. 3.800 ha). Viele
Bestände, vorwiegend die der sehr frühen und mittel frühen
Reifegruppen, sind durch die hohen Temperaturen geschädigt worden.
Beregnungsbetriebe haben dennoch die Möglichkeit, dem Trockenstress
entgegen zu wirken. Ab etwa 25 bis 27 °C Lufttemperatur stellt die
Kartoffel das Wachstum ein. Diese Situation herrscht im gesamten
norddeutschen Raum vor, und lässt somit bei geringeren Erträgen stabile
Erzeugerpreise erwarten.