Stuttgart (agrar-PR) -
Forstminister Rudolf Köberle MdL: „Mit Blick auf den Klimawandel frühzeitig die Weichen stellen“
Baumarteneignungskarten für Förster und Waldbesitzer vorgestellt „Die zu erwartenden Veränderungen des Weltklimas werden erhebliche
Auswirkungen auf die Stabilität und Vitalität unserer Bäume haben. Wir
müssen schon heute daran denken, die Wälder fit für die
Herausforderungen der Zukunft zu machen und die Waldbewirtschaftung am
Klimawandel ausrichten“, sagte der baden-württembergische Minister für
Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz, Rudolf Köberle MdL, am
Mittwoch (11. August 2010) anlässlich der Vorstellung neuester
Forschungsergebnisse zum Thema „Wald und Klima“ in Lichtenwald
(Landkreis Esslingen).
Der Klimawandel werde den Wäldern künftig vor allem durch
Trockenheit, Borkenkäfer- und Sturmschäden zusetzen. Davon seien die
verschiedenen Baumarten abhängig vom Standort mehr oder weniger stark
betroffen. Das Land habe daher verstärkt in die Klimafolgenforschung
investiert. Wissenschaftler der Forstlichen Versuchs- und
Forschungsanstalt in Freiburg untersuchten im Hinblick auf den
Klimawandel die zukünftige Eignung der wichtigsten Baumarten auf
unterschiedlichen Standorten und in verschiedenen Regionen des Landes.
Forstminister Köberle stellte erste Forschungsergebnisse in Form von
Baumarteneignungskarten für die Baumarten Fichte und Buche für den
Südwesten vor.
„Das Klima wird sich ändern und wir müssen dafür sorgen, dass auch in
vierzig oder fünfzig Jahren die richtigen Bäume am richtigen Standort
gut und gesund wachsen können. Mit der Baumarteneignungskarte versetzen
wir Förster und Waldbesitzer in die Lage, schon heute auf den
bevorstehenden Klimawandel zu reagieren“, erklärte Köberle. Aufgrund der
sehr langen Produktionszeiträume in den Wäldern seien die
Forstfachleute gewohnt, auf Jahrzehnte hinaus vorausschauend zu arbeiten
und zu planen. Dies sei mit Blick auf die klimabedingten
Herausforderungen von Vorteil. „Baden-Württemberg wird dem Klimawandel
nicht hinterherhinken. Unsere Forstexperten sorgen dafür, dass wir mit
gut vorbereiteten und klimastarken Wäldern dem Klimawandel begegnen“,
betonte der Minister.
Standort und Klima entscheidend für Baumgesundheit
„Nicht jeder Baum kann überall wachsen. Die verschiedenen Baumarten
sind an spezifische Klimabereiche angepasst und wachsen nur dort stabil
und sicher. Der Klimawandel bringt es mit sich, die Eignung der
einzelnen Baumarten für die jeweiligen Standorte frühzeitig und laufend
zu überdenken und zu überprüfen“, erklärte Köberle. Ziel sei es, der
Gesellschaft auch in Jahrzehnten noch alle Waldfunktionen nachhaltig und
zukunftssicher bereitzustellen. Ausgangspunkt hierfür seien ökologisch
und physikalisch stabile Wälder, die an den standörtlichen Grundlagen
ausgerichtet seien. Das Land setze diese Grundsätze bei der
Bewirtschaftung des Staatswaldes in seinem Konzept der „Naturnahen
Waldwirtschaft“ bereits seit rund 30 Jahren um.
Baumarteneignungskarten wichtige Entscheidungshilfe für Waldbesitzer
Im Rahmen des Projekts „Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder
Baden-Württembergs“ beschäftige sich die Forstliche Versuchs- und
Forschungsanstalt in Freiburg seit 2007 unter anderem mit der Frage der
Eignung der beiden bedeutendsten Baumarten im Land, Fichte und Buche,
bei geänderten Umweltbedingungen. Unterstellt würde dabei eine
allgemeine Klimaerwärmung sowie eine Änderung der Niederschlagshöhe und
der jahreszeitlichen Verteilung der Niederschläge. Die Einschätzung der
Freiburger Wissenschaftler sei nun in Forstkarten grafisch und
anschaulich dargestellt. Diese Karten würden eine sehr gute fachliche
Grundlage für die Entscheider vor Ort darstellen. „Die Karten werden
demnächst in die forstliche Praxis eingeführt. Sie dienen den Förstern
und Waldbesitzern als wichtiges Hilfsmittel für Baumartenwahl und
Betriebsplanung“, sagte Köberle.
„Die von uns erarbeiteten Baumarteneignungskarten berücksichtigen
neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und liefern dem Praktiker eine
fundierte Entscheidungsgrundlage. Gleichwohl besteht auf diesem Gebiet
noch sehr großer Forschungsbedarf“, sagte Prof. Konstantin von Teuffel,
Direktor der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg.
Wälder der Zukunft mit anderem Erscheinungsbild
„Der Klimawandel wird den Wald im Südwesten nicht in die Knie zwingen
und die Waldfläche wird nicht zurückgehen. Allerdings wird sich das
Erscheinungsbild des Waldes in weiten Teilen ändern. Da diese Prozesse
langsam vonstattengehen, sind sie überwiegend nur für Experten
erkennbar“, erklärte Köberle. So werde zum Beispiel die Baumart Fichte
zunehmend durch klimastabile Laub- und andere Nadelbäume ersetzt werden.
„Hohe Temperaturen und wenig Niederschlag bedrohen die Fichte in vielen
Regionen unseres Landes“, sagte Köberle. Zwar verschlechtere sich die
Situation auch für die andere Hauptbaumart der baden-württembergischen
Forstwirtschaft, die Buche, allerdings nicht im selben Maße. „Obwohl
auch die Buche mit dem Klimawandel zu kämpfen haben wird, ist sie
deutlich klimastabiler als die Fichte. Deshalb werden wir verstärkt auf
die Buche setzen“, so Köberle weiter. Allerdings werde dies in den
seltensten Fällen in Reinbeständen der Fall sein. Das Land werde den
Anteil naturnaher und stabiler Mischbestände mit einem ausgewogenen
Verhältnis der einzelnen Baumarten weiter erhöhen und damit den bisher
erfolgreichen Weg fortsetzen.
„Grundsätzliches Ziel in Baden-Württemberg ist und bleibt eine
nachhaltige, naturnahe, multifunktionale und klimastarke Waldwirtschaft
auf der ganzen Waldfläche. Dieses Konzept sieht einen ausgewogenen
Kompromiss zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Zielen vor“,
sagte Köberle. Diesem Anspruch werde die baden-württembergische
Waldwirtschaft bisher mit großem Erfolg gerecht. Die
Baumarteneignungskarten seien eine sehr gute Basis dafür, dass dieser
Weg trotz Klimawandel und mit Blick auf die Ansprüche folgender
Generationen an den Wald weiter fortgesetzt werden könne.
Weitere Informationen zum Thema Waldwirtschaft finden sich auf der
Internetseite des Ministeriums für Ländlichen Raum, Ernährung und
Verbraucherschutz unter
www.mlr.baden-wuerttemberg.de
Umfassende Informationen zur Arbeit des Landesbetriebs ForstBW finden sich im Netz unter
www.forstbw.de . Dort finden Sie auch die Baumarteneignungskarten im PDF-Format.
Den Internetauftritt der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt finden Sie unter
www.fva-bw.de