Berlin/Plön (agrar-PR) - Die deutschen Ernährungskonzerne, die im Jahr 2009
die höchsten Subventionen aus Brüssel erhielten, missachteten oftmals
den Tierschutz und produzierten Lebensmittel vielfach unter sozial und
ökologisch fragwürdigen Bedingungen. Diese Kritik richtete das Netzwerk
"Bauernhöfe statt Agrarfabriken" - ein Zusammenschluss verschiedener
Umwelt- und Tierschutzverbände sowie von Bürgerinitiativen - an die
heute in Plön (Schleswig-Holstein) stattfindende
Länderagrarministerkonferenz. Die vor wenigen Tagen veröffentlichten
EU-Agrarsubventionen zeigten, dass die meisten Gelder aus der
sogenannten ersten Säule an die Milch- und Fleischindustrie gingen. Weit
weniger erhielten jene bäuerlichen Betriebe, die sich stärker um den
Umwelt- und Tierschutz bemühten. Das Netzwerk forderte
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner und die Länderagrarminister
auf, die dringend erforderliche grundlegende Reform der EU-Agrarpolitik
nicht länger zu blockieren.
Zu den "Top Ten" der deutschen Subventionsempfänger
gehörten auch mehrere Firmen aus Norddeutschland. Der Konzern
"Nordmilch" aus Hamburg etwa erhielt 2009 die Höchstsumme von 51
Millionen Euro, obwohl er 2008 372 Arbeitsplätze abgebaut habe. Auch der
hamburgische Milchexporteur "Eximo", eine Tochter des österreichischen
Nahrungsmittelkonzerns "Vivatis", bekam 14,8 Millionen Euro. Weder
Milchbauern, die Region, noch der Umwelt- und Tierschutz profitierten
davon.
Mit über 50 Prozent Anteil an der Landesfläche in
Deutschland habe die Landwirtschaft eine große Verantwortung für den
Erhalt der Artenvielfalt. Die intensive Landwirtschaft sei außerdem für
etwa 13 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Unter anderem
wegen seiner fehlgeleiteten Agrarpolitik werde Deutschland anvisierte
Ziele im Klima- und Artenschutz voraussichtlich verfehlen, so die
Verbände. Erforderlich sei stattdessen die konsequente Förderung des
ökologischen Landbaus. Das Regierungsziel von 20 Prozent
Ökolandbaufläche liege noch in weiter Ferne. Derzeit hätten ökologisch
bewirtschaftete Flächen lediglich einen Anteil von knapp sechs Prozent.
In Schleswig-Holstein seien es gerade mal drei Prozent.
Das Netzwerk "Bauernhöfe statt Agrarfabriken"
appellierte an die Agrarministerkonferenz, nachvollziehbare und dem
Gemeinwohl nützende agrarpolitische Ziele zu entwickeln und
entsprechende Instrumente und Maßnahmen zu benennen. Die Initiative
forderte zudem faire Marktregeln und klare Kennzeichnungsregelungen für
Lebensmittel aus artgerechter Tierhaltung. Künftig müssten Verbraucher
Fleisch aus der Massentierhaltung ebenso gut erkennen können wie heute
schon die Käfigeier.
Die Verbände lobten den Vorschlag von
Schleswig-Holsteins Agrarministerin Juliane Rumpf, Gelder der ersten
Säule der Europäischen Agrarpolitik daran zu binden, dass Betriebe fünf
bis sieben Prozent ihrer Flächen mit Hecken, auch "Knicks" genannt,
Blühstreifen oder Wasserbiotopen ausstatteten. Dies sei ein
begrüßenswerter Beitrag zum Arten-, Klima- und Gewässerschutz.
Bundesministerin Aigner und die anderen Länderagrarminister seien nun
gefordert, weitere Vorschläge für die Sicherung des Grünlands und die
Ausweitung der tiergerechten Haltung vorzulegen.