Berlin (agrar-PR) -
Nano-Technologie liefert keine Patentlösungen für Umweltprobleme Wer von der Nano-Technologie mittelfristig
entscheidende Beiträge zur Lösung der globalen Umweltprobleme erwartet,
setzt auf das falsche Pferd. Weder im Energiesektor noch beim Klima-
oder Ressourcenschutz und auch nicht bei der Minderung von Schadstoffen
sind bahnbrechende Entwicklungen aus der Nano-Technologie zu erwarten.
Dies ist das Ergebnis von Recherchen des Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND) und seiner Partnerorganisation Friends of the Earth
(FoE), die diese heute gleichzeitig veröffentlichten.
Jurek Vengels, Nano-Experte des BUND: "In
Imagekampagnen der Industrie wird von preiswerten Solarzellen oder
billiger Wasseraufbereitung mit Nano-Techniken in Entwicklungsländern
geschwärmt. Derartige Produkte sind jedoch meilenweit von der Marktreife
entfernt oder können im Vergleich mit anderen Technologien, die weniger
risikobehaftet sind, nicht bestehen. Die Nano-Industrie und die sie
fördernde Bundesregierung dürfen nicht weiter so tun, als lieferten
Nano-Produkte großartige Lösungen für die Umweltprobleme."
Bisher werde der Markt für Nano-Produkte vor allem
von Konsumartikeln mit zweifelhaftem Nutzen dominiert, sagte Vengels.
Als Beispiele nannte er den Einsatz von Nano-Materialien in Kosmetika,
bei Textilien und Sportartikeln. Im Vergleich dazu machten Anwendungen
in der Energietechnik nur etwa ein Prozent des Marktes aus. In Bereichen
wie der Wasseraufbereitung, der Schadstoffreduzierung oder der
Umweltsanierung, in denen die Nano-Technologie zum Einsatz kommen solle,
sei der Nutzen weit geringer als von der Industrie versprochen.
Hinzu komme, dass die Herstellung von
Nano-Materialien meist extrem energieaufwendig sei. Dies gelte zum
Beispiel für Nano-Röhrchen aus Kohlenstoff, die bei Windkraftanlagen zur
Verstärkung von Rotorblättern Verwendung finden sollen. Zur Herstellung
von Nano-Materialien würden außerdem nicht selten enorme Mengen Wasser
und Lösungsmittel benötigt. Ein weiteres Problem sei die Entstehung
zusätzlicher Abfälle. So müssten bei der Produktion von Nano-Materialien
für die Elektronikindustrie am Ende 99 Prozent der eingesetzten
Rohstoffe entsorgt werden.
"Von Seiten der Industrie wird häufig in Aussicht
gestellt, dass globale Herausforderungen wie die Energie- oder die
Wasserkrise mit Hilfe der Nano-Technologie gemeistert werden können.
Unser Faktencheck zeigt nicht nur, dass dies leere Versprechungen sind.
Nicht selten vergrößert die Nano-Technologie die Umweltprobleme sogar",
sagte Vengels. Das Trugbild von einer schönen heilen Nano-Welt diene der
Industrie vor allem zur Legitimierung, weiter auf ungebremstes Wachstum
und Übernutzung der Ressourcen zu setzen.