Schwerin (agrar-PR) - "Wegen der Komplexität und der fachübergreifenden Betrachtungen
handelt es sich um ein auch im internationalen Vergleich einmaliges
Konzept. Der in Mecklenburg-Vorpommern entwickelte Ansatz zur
Abschätzung der Klimarelevanz der Moore soll nach derzeitigem
Verhandlungsstand Eingang in die internationalen
Klimaschutzverhandlungen zur Verabschiedung eines
"post-Kyotoprotokolls" finden."
Dies sagte der Minister für
Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus heute
auf der Landespressekonferenz in Schwerin anlässlich der Vorstellung
des Konzeptes zum Schutz und zur Nutzung der Moore in
Mecklenburg-Vorpommern.
Mecklenburg-Vorpommern verfüge über
300.000 Hektar Moore, die jährlich rund sechs Millionen Tonnen
Treibhausgase freisetzen. Als eines der moorreichsten Bundesländer
trage das Land daher eine besondere Verantwortung für den Erhalt bzw.
die Wiederherstellung intakter Moorstandorte. Das heute im Kabinett
vorgestellte "Konzept zum Schutz und zur Nutzung der Moore" sei die
konsequente Weiterentwicklung und Anpassung des Moorschutzkonzeptes aus
dem Jahr 2000.
"Die Fortschreibung war notwendig geworden, weil
die ökologischen Zielstellungen des Bodenschutzes, des Naturschutzes,
des Gewässerschutzes und des Klimaschutzes durch europäische
Richtlinien konkretisiert wurden, sich infolge der Reform der
Gemeinsamen Agrarpolitik die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen
für die auf Moorstandorten wirtschaftenden Betriebe geändert haben und
letztlich auch, weil die Klimarelevanz der Moore mittlerweise
wesentlich stärker in den Fokus gerückt ist", teilte Minister Backhaus
mit.
Das Moorschutzkonzept soll dazu beitragen, dass
1. intakte Moorstandorte erhalten bleiben,
2. weiterhin Maßnahmen zur Erhöhung der Grundwasserstände auf ungenutzten sowie genutzten Mooren umgesetzt werden,
3. extensive Grünlandnutzung mit einem angepassten ganzjährigem Wassermanagement gefördert wird und
4. produktive
Nutzungsmöglichkeiten unterstützt und weiterentwickelt werden, die
keine Entwässerung benötigen (nasse Land- und Forstwirtschaft, die
sogenannten Paludikulturen).
Minister Backhaus hob hervor,
dass mit der Weiterentwicklung des Moorschutzkonzeptes die Ziffer 137
der Koalitionsvereinbarung zwischen SPD und CDU erfüllt wurde. Er
betonte, dass auch das neue Konzept auf dem Prinzip der Freiwilligkeit
beruht.
Minister Backhaus: "Die Fortschreibung des
Moorschutzkonzeptes enthält zahlreiche Vorschläge, wie eine aktive
Herangehensweise an die Thematik Moorschutz aussehen kann.
Zusammengefasst kann man die Vorschläge in folgenden Maßnahmegruppen
bündeln:
- Wiedervernässung ohne Nutzung,
- Wiedervernässung mit Nutzung (Paludikultur),
- Neuwaldbildung nach Wiedervernässung,
- Revitalisierung von Waldmooren,
- extensive Grünlandnutzung bei hohen Grundwasserständen,
- Umwandlung von Acker in Grünlandnutzung.
Bei Umsetzung der Zielgrößen des Konzeptes würden jährlich etwa 800.000 Tonnen Kohlendioxidäquivalente eingespart."
Der
Minister verwies darauf, dass sich die Leistungen intakter Moore
keinesfalls allein auf den Klimaschutz reduzieren lassen. Moore seien
im Bereich des Wassermanagements der Schlüssel für Gewässer-, Boden-
sowie Arten- und Biotopschutz. Naturnahe und auch wiedervernässte Moore
stabilisieren den Landschaftswasserhaushalt und sind wichtige Bausteine
bei der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Intakte Moore
beheimaten zahlreiche FFH-Lebensraumtypen und sind damit wichtige
Bestandteile des europaweiten Schutzgebietssystems NATURA 2000. Etwa 28
Prozent aller Moorflächen des Landes liegen in FFH-Gebieten, in
Vogelschutzgebieten sind es 40 Prozent. Weiterhin trage die Umsetzung
des Moorschutzkonzeptes dazu bei, die Zielstellungen der
Biodiversitätsstrategie des Bundes zu erfüllen.
Minister
Backhaus: "Moore besitzen auch ein touristisches Potenzial. Es ist
deshalb vorgesehen, einen Teil der Moore erlebbar zu machen und das
"Erlebnis-Moor" mit Aspekten der Umweltbildung zu verknüpfen. Dabei
können wir auf die positiven Erfahrungen mit den Klimawäldern im
Projekt Waldaktie aufbauen."
Der Landwirtschafts- und
Umweltminister informierte darüber, dass für die Umsetzung der
Konzeptvorschläge jährlich rund 12 Mio. Euro im aktuellen Haushalt des
Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz
eingestellt sind. Weitere Mittel seien durch Ausgleichs- und
Ersatzmaßnahmen zu erwarten.
Minister Backhaus: "Darüber hinaus
beabsichtige ich analog zur Waldaktie ein weiteres ökologisches
Wertpapier – die Mooranleihe – aufzulegen. Als potenzielle Käufer sehe
ich insbesondere die Privatwirtschaft und deren bereits bestehende
Unternehmensnetzwerke wie zum Beispiel die Initiative "2 Grad –
Deutsche Unternehmen für den Klimaschutz", in der sich die Allianz, die
Deutsche Bahn, Burda und andere namhafte Unternehmen engagieren. Diesen
und vergleichbaren Netzwerken soll das Konzept vorgestellt und die
Mooranleihe angeboten werden. Die gewonnenen Mittel sollen in einen
Moorfonds fließen, der die Finanzierung bereits vorliegender
Moorschutzvorhaben zusätzlich unterstützen kann. Ich möchte damit
zeigen, dass Naturschutz kein Zusatzgeschäft sein muss, sondern sich
vielfach durchaus selbst finanzieren kann. Rund 9.000 bisher verkaufte
Waldaktien belegen dies heute schon. Künftig wird auch die Mooranleihe
eine wichtige Rolle spielen."