Kiel (agrar-PR) -
Wieder ist ein Jahr fast vorüber und die Landwirtschaftskammer
Schleswig-Holstein läutet mit den Weihnachtsbaumproduzenten dieses
Landes die Einschlagssaison ein. Weihnachten ohne Weihnachtsbaum?
Hierzulande
undenkbar sind doch festlich geschmückte Tannen oder Fichten einfach
der Inbegriff weihnachtlicher Festlichkeit. Die Tradition des
Weihnachtsbaums ist uralt und doch freuen sich Millionen Menschen auf
das jährlich wiederholte Zeremoniell des Aussuchens eines
Weihnachtsbaumes oder des Selbsteinschlages.Der Duft eines natürlichen
Baumes im Hause ist für die meisten Menschen zu Weihnachten
unverzichtbar. So werden auch in diesem Jahr wieder knapp 30 Millionen
Bäume in Wohnstuben, Büros, Kirchen und auf Plätzen aufgestellt.Keiner
unserer europäischen Nachbarn pflegt eine derart innige und
traditionsreiche Beziehung zum weihnachtlichen Grün. Je technischer und
komplexer die Welt wird, desto intensiver scheint sich die emotionale
Beziehung zu Weihnachten zu entwickeln. Auch und gerade in den Zeiten
geringerer verfügbarer Einkommen scheint die Sehnsucht nach einem
schönen und wohnlichen Umfeld zu Hause noch aus-geprägter zu sein. An
einem Weihnachtsbaum soll es zu Weihnachten nicht fehlen. Darüber
freuen sich die rund 2.000 deutschen Erzeuger von Weih-nachtsbäumen,
von denen ca. 200 Bäume in Schleswig-Holstein produzieren. Sie
kultivieren auf einer Fläche von rund 25.000 Hektar festliche Bäume
aller Art und decken damit rund 80 % des inländischen Bedarfs. Anders
als noch vor 20 Jahren wachsen heute die Weih-nachtsbäume nicht mehr
schwerpunktmäßig im Wald, sondern über-wiegend auf landwirtschaftlichen
Sonderkulturen, die nicht sub-ventioniert werden. Die
Weihnachtsbaumproduktion ist heute ein intensiver Sonderbereich der
land- und forstwirtschaftlichen Betriebe, bei dem in vielen Betrieben
auf Kontinuität gesetzt wird. Jürgen Pallasch, Geschäftsführer der
Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein: "Ein Baum braucht je nach Art
bis zu 12 Jahren, bis er eine ausreichende Wuchshöhe für den Verkauf
erreicht hat. Dabei wachsen Fichten etwas schneller als Nordmanntannen.
Deshalb denken Weihnachtsbaumproduzenten in sehr langen Zeiträumen und
lassen sich durch kurzfristige Marktschwankungen nicht beeindrucken".
Preise werden in diesem Jahr leicht anziehen
Für
dieses Jahr schätzt Jürgen Pallasch auf der gemeinsamen Pressekonferenz
mit der Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holsteinischer
Weihnachtsbaumproduzenten auf den Flächen des Adeligen Klosters Preetz
in Rönne am 16. November 2009. "Die Preise werden aufgrund einer guten
Mengennachfrage steigen. Selbst Bäume der dritten Wahl, die
üblicherweise von Großkunden und für Dekorationszwecke nachgefragt
werden, sind in diesem Jahr sehr knapp. Das betrifft auch größere Bäume
mit einer Höhe von deutlich über 2 m. Der Meter Nordmanntanne wird für
den Endverbraucher bei normalen Qualitäten zwischen 17 und 25 Euro
liegen, im Mittel bei ca. 19 bis 21 Euro. Nach vielen Jahren des
deutlichen Preisverfalls konnten die Preise bereits 2007 und 2008
angehoben werden. Dieser Trend wird sich auch 2009 noch einmal
fortsetzen. Die Über-produktion in unserem Nachbarland Dänemark und
auch aus Deutschland ist durch die Produktionsaufgabe vieler kleiner
und mittlerer Anbauer gebremst. Die Betriebe, die ihre Produktion
aufgaben, werden auch bei besseren Preisen jetzt nicht unbedingt erneut
in den Weihnachtsbaumanbau einsteigen, da die Produktionsdauer mit bis
zu 12 Jahren zu lang ist, zumal eine Marktabschätzung nicht erwarten
lässt, dass sich der derzeitige Trend fortsetzen wird. Die Konkurrenz
um geeignete Flächen aus der Landwirtschaft ist durch die zum Teil
deutlich gestiegene Nachfrage nach landwirtschaftlicher Nutzfläche für
Wiedereinsteiger zu groß. Ein Teil der Flächenabgänge wird ausgeglichen
durch effizientere Anbautechniken, verbunden mit höheren
Stückzahlausbeuten in den großen spezialisierten Anbaubetrieben, die
zudem ihre Flächen teilweise noch ausgeweitet haben. Verstärkt wird die
Konkurrenz der Weihnachtsbaumproduzenten zukünftig auch noch durch
deutlich gestiegene Anbauflächen in Frankreich, Großbritannien,
Schottland und Irland und durch großflächige Anbauten auf den
Windwurfflächen Nordrhein-Westfalens, die nach Kyrill entstanden sind.
Nach bisherigen Erfahrungen ist davon auszugehen, dass sich nach einer
Phase der preislichen Erholung wieder eine Delle, bedingt durch zu hohe
Produktionszahlen einstellen wird.
Die derzeitige Knappheit wird in
diesem Jahr dadurch beträchtlich verstärkt, dass Mitte Juni ein nahezu
landesweit auftretender Spätfrost an den bereits voll ausgetriebenen
Tannen zu erheblichen Schäden geführt hat. Einige Betriebe haben
mehrere 10.000 verkaufsfähige Bäume verloren, die in diesem Jahr dem
Markt nicht zur Verfügung stehen.
Nordmanntannen gefragt
Trotz der Langfristigkeit
der Weihnachtsbaumproduktion haben sich in den letzten Jahren Trends
abgezeichnet. Zum einen gewinnt die Nordmanntanne immer mehr Liebhaber.
Sie ist uneingeschränkt der Trendbaum, schon über 75 % aller Käufer
greifen zu ihr. Es folgt mit ca. 20 % Marktanteil die Blaufichte. Die
restlichen 5 % verteilen sich auf Fichten und anderen Tannenarten sowie
auf Kiefern. Im letzten Jahr deutete sich ein leichter Trend zu
kleineren Bäumen an und eine geringe Rückbesinnung zur Baumart
Blaufichte. Dies mag unter anderem auch auf gestiegene Preise
zurückzuführen sein. Jürgen Pallasch führt aus: "Die
Weihnachtsbaumproduzenten sind sich einig, den Markt nicht ausreizen zu
wollen, sondern haben ein größeres Interesse daran, ihre bisherigen
treuen Kunden langfristig mit guten Bäumen zu moderaten Preisen zu
bedienen.
Die Nordmanntanne, aus dem Kaukasus stammend, wird dort
auch heute noch von Zapfenpflückern beerntet, die das Saatgut an
Baumschulen in aller Welt verkaufen. Im Laufe der Jahre hat sich
herausgestellt, dass nur einige wenige Herkünfte des großen
Verbreitungs-gebietes im Kaukasus zum Anbau von Weihnachtsbäumen in
Deutschland überhaupt ge-eignet sind und mit den besonderen
klimatischen Verhältnissen in Schleswig-Holstein oder Dänemark zurecht
kommen. Aus diesem Grunde ist der Bezug geeigneten Saatgutes
un-abdingbare Voraussetzung für eine gelungene
Weihnachtsbaumproduktion. In den ver-gangenen Jahren ist aufgrund
mangelnder Ernten, der Vernichtung der Altbestände und der Fälschung
von Herkunfts-Zertifikaten häufig zu wenig oder ungeeignetes Saatgut
ins Land gekommen. Die Weihnachtsbaumproduzenten der
schleswig-holsteinischen Arbeitsgemein-schaft haben daher begonnen,
Saatgut in Schleswig-Holstein zu beernten und 2006 eine eigene
Samenplantage angelegt, die hoffentlich in 8 bis 12 Jahren erstmalig
Saatgut hervorbringen wird.
Forstverwaltung des Adeligen Klosters Preetz
Der
Ort, der diesjährigen Pressekonferenz ist ein Ort mit langer Tradition.
Das ehemalige Benediktinerinnen-Kloster wurde bereits 1216 von Albrecht
zu Orlamünde zu Ehren der Jungfrau Maria und Johannes des Täufers
gestiftet. 1261 wurden sowohl Kloster als auch Kirche an den heutigen
Platz verlegt. In der Reformation wurde das Kloster in ein
evangelisches adeliges Damenstift der Schleswig-Holsteinischen
Ritterschaft umgewandelt.
Vom ursprünglichen Klosterbesitz sind
heute nach Ablösung der Erbpachtverhältnisse und zwei Bodenreformen
noch etwa 1.600 Hektar Land- und Wasserbesitz geblieben. Den
Hauptanteil am Grundeigentum stellen mit etwas über 1.100 Hektar die
Waldflächen dar. Diese werden heute von der Försterei Rönnerholz
zentral geleitet. Das Hauptrevier mit der Försterei liegt nordwestlich
von Preetz und stößt im Norden unmittelbar an die südlichen Grenzen der
Landeshauptstadt Kiel an und ist damit intensiv genutztes
Naherholungsgebiet des nahen Ballungszentrums. Hierzu trägt auch der
strukturreiche Laub-Nadelmischwald mit ca. 70 % Laub- und 30 %
Nadelbaumarten bei, der in langer Tradition naturnah bewirt-schaftet
wird.
Zum Forstbetrieb gehören bereits seit mehreren Jahrzehnten
eigene Weihnachtsbaum- und Schnittgrünflächen, die einen starken
saisonalen Arbeitsschwerpunkt darstellen. Auf gelände- und
strukturbedingt vergleichsweise kleinen Parzellen von insgesamt 18
Hektar werden zurzeit in der Försterei Rönnerholz Weihnachtsbäume
angebaut, vornehmlich Tannenarten. Das Kloster bedient hauptsächlich
den regionalen Markt mit Schnittgrün und Weihnachtsbäumen.
Hauptabnehmer sind Gärtnereien, Floristen, Friedhöfe und ins-besondere
der Privatkunde. Die klassische Händler- und Großhändlervermarktung
findet kaum statt. Der Schwerpunkt der Weihnachtsbäume liegt in der
Direktvermarktung von frisch geschlagenen Qualitätsbäumen aus eigener
Produktion. Hier sind seit Jahren besonders die Verkaufsstände des
jährlichen Weihnachtsmarktes auf dem Klosterhof in Preetz und an der
Försterei Rönnerholz sehr beliebt.
Klimaschutz beachten – regionale Bäume kaufen
Auch
wenn der Weihnachtsbaum in diesem Jahr für viele ein wenig teurer
werden wird, möchte keiner auf ihn verzichten, zumal der festliche
Naturbaum eine klimaneutrale Bilanz vorweist. So haben Wissenschaftler
errechnet, dass der Anbau von Weihnachtsbäumen bis zu 357.500 to
Kohlendioxyd in Deutschland einsparen hilft. Und für jeden gefällten
Baum wird selbstverständlich ein neuer gepflanzt.
Um das Image des Weihnachtsbaumes steht es also gut. So gut, dass
immer mehr Städter aus dem Kauf eines Weihnachtsbaumes ein kleines
adventliches Erlebnis machen. Sie fahren auf die Höfe der
Weihnachtsbaumanbauer und holen sich bei Lagerfeuer, Glühwein,
Wildverkauf, Kunsthandwerk und anderen Attraktionen ihren
Weihnachtsbaum direkt ab oder schlagen ihn sogar selbst in der Fläche.
"Direktvermarktung wird immer wichtiger", bestätigt Jürgen Pallasch,
"der Marktanteil liegt bei rund 25 %, Tendenz steigend".
Die Produzenten empfehlen, egal wo gekauft, heimische Bäume zu
kaufen. Gegenüber der Importware haben sie entscheidende Vorteile:
- Sicherung von Arbeitsplätzen und Existenzen in der Region,
- kurze Transportwege und damit ökologisch sinnvoll,
- Frische und Haltbarkeit durch späte Erntezeit.
„Der
Kauf eines heimischen Weihnachtsbaumes leistet damit einen aktiven
Beitrag zum Umweltschutz und zur Sicherung der Wirtschaftskraft der
Region“, betonte Jürgen Pallasch abschließend.