Stuttgart (agrar-PR) -
Forschungsprojekt "Biomasse aus Kurzumtrieb" in Buchen-Oberneudorf gestartet / Praxisversuch als Grundlage für künftigen Anbauten "Der Ausbau der erneuerbaren Energien eines der wichtigsten
Zukunftsthemen für unser Land. Dabei können Kurzumtriebshölzer und
Miscanthus in der Zukunft interessante Ergänzungen der vorhandenen
Biomassepotenziale sein. Allerdings stehen wir dabei erst am Anfang.
Das Projekt "Biomasse aus Kurzumtrieb" soll Chancen und Risiken klären
und wichtige Ergebnisse für die Praxis liefern", sagte der
baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum,
Peter Hauk MdL, im Rahmen einer Pflanzaktion am Mittwoch (29. April) in
Buchen-Oberneudorf (Neckar-Odenwald-Kreis)
"Nur ein Viertel der in Deutschland verbrauchten Primärenergie wird
im Land produziert. Aus Gründen der Versorgungssicherheit müssen wir
unsere Energieversorgung deshalb auf eine breitere Basis stellen. Vor
dem Hintergrund des Klimawandels und seiner Folgen kann dies nur auf
der Basis erneuerbarer Energien erfolgen", ergänzte Hauk.
Versorgungssicherheit und Reduktion der Treibhausgase könnten nur in
einem umfassenden energiepolitischen Ansatz erreicht werden. Zentrale
Punkte seien die Steigerung der Energieeffizienz und der Ausbau
erneuerbarer Energie.
Zur Erreichung dieser ehrgeizigen Ziele sei auch das große
Potenzial, das in der energetischen und stofflichen Nutzung von
Biomasse steckt, verstärkt zu mobilisieren und effizient zu nutzen.
"Der Rohstoff Holz spielt wegen seines breiten Einsatzspektrums
traditionell die wichtigste Rolle bei der energetischen und stofflichen
Nutzung, insbesondere für die Wärmegewinnung, aber auch für die
stoffliche Verwertung. Eine weitere, wichtige Perspektive könnte die
Erzeugung synthetischer Biokraftstoffe werden", betonte der Minister.
Um bei einer kontinuierlich steigenden Nachfrage nach Biomasse, und
dabei vor allem nach Holz, Angebotsengpässe zu vermeiden und die
Nachhaltigkeit zu sichern, müssen weitere Potenziale erschlossen
werden. Kurzumtriebshölzer wie Pappel und Weide sowie Miscanthus
(Chinaschilf) könnten künftig eine solche Rohstoffquelle darstellen.
Allerdings fehlen bislang ausreichende und nachvollziehbare
Praxiserfahrungen aus Baden-Württemberg.
"Mit einem umfassenden Forschungs- und Entwicklungsprogramm wollen
wir die offenen Fragen klären. Zentrale Bestandteile sollen die
Beratung und die Begleitung der Produzenten auf rund 150 Hektar
Anbaufläche sein, die in einem ersten Schritt entstehen werden. Daneben
werden wir die Verwendung im stofflichen und energetischen Bereich
prüfen und die Ernte- und Transporttechnik untersuchen", skizzierte
Minister Hauk die Maßnahmen des Landes. Diese Maßnahmen werden durch
das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg und die
Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg koordiniert.
Zusatzinformationen:
Ziel des Forschungsprojekts "Biomasse aus Kurzumtrieb" ist es, im
Zeitraum von 2008-2012 150 Hektar Anbaufläche für schnellwachsende
Hölzer und Miscanthus in Baden-Württemberg zu etablieren. Schwerpunkte
des Projekts sind:
– Untersuchungen zu Produktionstechnik, Ertragsprognosen, betriebswirtschaftliche Kennzahlen
– Untersuchungen der Umweltwirkungen
– Verbraucherschutz durch Überwachung der Pflanzgutqualität
– Fundierte fachliche Beratung zur Unterstützung der Anbauseite
– Anbauoptimierung von Biomasse im Hinblick auf ökonomische und ökologische Faktoren
Kurzumtriebsbewirtschaftung
Darunter versteht man Anbau und Nutzung von Bäumen innerhalb von
kurzen Zeitintervallen. Der Umtriebszeitraum, d.h. der Zeitraum von
Flächenanlage bzw. Neuausschlag bis zur Ernte, von zwei bis 20 Jahren
ist deutlich geringer als bei einer üblichen forstlichen
Bewirtschaftung. Möglich werden diese kurzen Zeiträume durch
schnellwachsende Baumarten. Sie schöpfen bereits nach wenigen Jahren
ihr Wuchspotenzial aus und regenieren sich nach der Ernte. Die im Boden
verbleibenden Wurzelstöcke treiben erneut aus. Mit einer
Kurzumtriebsbewirtschaftung werden derzeit zwei Produktlinien verfolgt.
Neben Energieholz für Hackschnitzelheizung oder Pellets kann auch
Industrieholz für Zellstoff oder Holzwerkstoffe erzeugt werden. Als
wichtigste Baumarten werden hierzu Pappel-Arten und Weiden eingesetzt.
Miscanthus (Miscanthus x giganteus)
Dies ist ein ausdauerndes Gras und wird bis zu vier Meter hoch. Der
Spross stirbt über Winter ab. Es stammt ursprünglich aus Asien. Im
ersten Jahr findet keine Ernte statt. Ab dem zweiten Jahr wird
möglichst spät, jedoch vor dem Wiederaustrieb (März/April) geerntet.
Das Material wird durch Erntemaschinen gehäckselt und als Ballen
gepresst. Theoretisch bestehen vielfältige Vermehrungsmöglichkeiten im
stofflichen Bereich (z.B. Dämmplatten, Verpackungsmaterial, Zellstoff).
Derzeit erfolgt in der Regel eine energetische Nutzung.