Wien (agrar-PR) - Der gesunde Start ins Leben beginnt bereits
in der Schwangerschaft: Gesundheitsministerium, Hauptverband der
Sozialversicherungsträger und AGES stellen neues Kooperationsprojekt vor
Ernährungsbezogene Krankheiten, Übergewicht und
Fettsucht sind weltweit auf dem Vormarsch. Was das Problem verschärft:
Die Betroffenen werden immer jünger. In Österreich sind bereits 17 bis
18 Prozent der Mädchen im Alter von 6 bis 15 Jahren übergewichtig oder
adipös; bei den Burschen sind es sogar 20 bis 21 Prozent.
Richtige
Ernährung ist eine wichtige Voraussetzung für Wohlbefinden und
Gesundheit und bereits während der Schwangerschaft und des Stillens von
großer Bedeutung. Was werdende Mütter während der Schwangerschaft und
der Stillzeit essen, kann Einfluss auf das Wohlbefinden und die
gesundheitliche Entwicklung des Kindes haben. „Im Wissen um die
positive Wirkung richtiger Ernährung auf die Gesundheit ist es uns ein
Anliegen, Wege aufzuzeigen, wie während der Schwangerschaft und bei
Kleinkindern eine gesunde Ernährung gefördert werden kann“, so
Projektleiterin Mag. Ariane Hitthaller, Ernährungswissenschafterin der
AGES.
Die richtige und gesündere Entscheidung zu treffen
ist für Eltern allerdings nicht immer einfach. Zu unterschiedlich und
widersprüchlich sind die zur Verfügung stehenden Informationen: Die
Bedeutung des Stillens ist oft nicht bekannt. Es gibt große
Diskrepanzen, ab welchem Alter und auf welche Weise mit der
schrittweisen Einführung fester Nahrung (Beikost) begonnen werden
sollte. Auch über den richtigen Zeitpunkt des Einsatzes von Getränken
und der richtigen Getränke für Kleinkinder herrscht Uneinigkeit. Daher
greifen junge Eltern oft auf zufällig erworbenes Wissen oder
vermeintlich Bewährtes zurück, das einer kritischen wissenschaftlichen
Prüfung oft nicht Stand hält.
Im Rahmen einer Enquête am
Mittwoch, den 20. Jänner 2010, stellten das Bundesministerium für
Gesundheit, der Hauptverband der Sozialversicherungsträger und die AGES
das Kooperationsprojekt
„Richtig Essen von Anfang an!“
vor. Ziel des Projektes ist es, leicht und transparent zugängliche
Information, orientiert am aktuellen Stand des Wissens, zur Verfügung
zu stellen und die maßgeblichen Akteure für die Umsetzung von Maßnahmen
zu gewinnen. Sinnvolle Maßnahmen wären beispielsweise die Einführung
eines nationalen Stillkoordinators, Förderung der Initiative
„Babyfriendly Hospitals“, Verbesserung des Informationsangebotes sowie
Qualitätssicherung der Ausbildung von Tagesmüttern im Bereich
Ernährung. Die Vereinheitlichung österreichischer Empfehlungen für die
Einführung von fester Nahrung bei Kleinkindern (Beikostempfehlungen)
ist ein weiteres wichtiges Anliegen. Die Maßnahmen sollen sich dabei an
die unterschiedlichen Bedürfnisse der Zielgruppen Schwangere, Stillende
und Kinder bis zu drei Jahre richten.
Dr. Josef Probst,
Generaldirektor-Stellvertreter im Hauptverband, betont: „Ein
maßgeblicher Zugewinn an gesunden Lebensjahren ist nur durch
Investitionen in Gesundheitsförderung und Prävention möglich, hingegen
kaum mehr durch zusätzliche Ressourcen für Krankenbehandlung. Mit dem
Kooperationsprojekt wollen wir einen Schwerpunkt für gesündere
Ernährung setzen. Dabei dürfen wir nicht dem Irrglauben erliegen, dass
die Österreicherinnen und Österreicher nur durch den Appell an das
Gesundheitsgewissen maßgeblich gesünder werden. Es braucht gesunde
Lebenswelten und Rahmenbedingungen, die ein gesundes Verhalten fördern
und ermöglichen.“
Gemeinsames Vorgehen und wissenschaftliche,
evidenzbasierte Ansätze sind auch die Schlüsselfaktoren für Dr.
Bernhard Url, Geschäftsführer der AGES: „Wir haben eine große Anzahl an
Expertinnen, Experten und Stakeholdern in Österreich, die bereits
hervorragende Arbeit leisten. Einzelmaßnahmen zeigen kaum nachhaltige
Wirkung. Das macht übergreifendes, interdisziplinäres Arbeiten umso
bedeutender. Mit diesem Kooperationsprojekt haben wir die Basis für ein
koordiniertes und wirkungsorientiertes Vorgehen und somit einen
maßgeblichen Beitrag für eine gesundheitsfördernde Gesamtpolitik
geschaffen.“
Im vorausschauenden Planen und abgestimmten Handeln
sieht auch Mag. Petra Lehner, Ernährungsexpertin im Büro von
Gesundheitsminister Alois Stöger, das Erfolgsrezept für die Zukunft.
„Ein wesentlicher Aspekt ist die Praktikabilität und ein
niederschwelliger Zugang zu Gesundheitsförderungsmaßnahmen, speziell
für jene, die sie am meisten brauchen. Neben Verhältnisänderungen ist
auch eine Kommunikation nötig, die wissenschaftliche Erkenntnisse in
einfache einheitliche Botschaften übersetzt. Die besten Ratschläge
nutzen nichts, wenn sie nicht verstanden werden, widersprüchlich sind
oder in der Praxis – im Lebensalltag der Menschen – nicht oder nur
schwer umsetzbar sind. Verhältnisse und Verhalten zu verändern gelingt
nicht von heute auf morgen, aber wir sind auf einem guten Weg. Dieses
Projekt ist hier ein wichtiger Baustein.“
Erste Maßnahmen bereits angelaufen
Basierend auf nationalen und internationalen
„Models of good Practice“ wurde für Österreich ein Maßnahmenkatalog
entwickelt. Damit sollen wirksame Methoden wie Ernährungsinformationen,
Ernährungsaufklärung, Schulungen für Verbraucher/-innen und
Multiplikatoren/-innen gefördert und maßgeschneiderte
Handlungsmöglichkeiten erstellt werden. Im Bundesland Steiermark wurde
bereits eine bedarfsangepasste Sofortmaßnahme eingeleitet: Dabei werden
Ernährungsworkshops für Schwangere angeboten. Die Niederösterreichische
Gebietskrankenkasse plant für 2010 die Initiierung eines Pilotprojekts,
welches die Vernetzung der Akteure und Empowerment der Betroffenen zum
Ziel hat. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Bedürfnisse von
sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen gelegt.