Stuttgart (agrar-PR) -
Tagung 'Die Tanne hat Zukunft' in Pforzheim-Hohenwart "30 Jahre nach dem Tannensterben ist die Weißtanne heute zum
Hoffnungsträger geworden. Für den Aufbau naturnaher Mischwälder, gerade
hier im Schwarzwald, ist diese Baumart unverzichtbar. Dies gilt
besonders vor dem Hintergrund des Klimawandels", sagte der
baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum,
Peter Hauk MdL, am Donnerstag (24. September) in Pforzheim-Hohenwart
(Enzkreis) bei der Tagung 'Waldbau schafft Werte – Die Tanne hat
Zukunft'.
Die Aussichten für die Tanne waren Ende der 1970er Jahre schlecht:
Bedingt durch das Waldsterben, fehlende Verjüngung und auch eine
geringe Wertschätzung aus waldbaulicher und holzwirtschaftlicher Sicht
gingen die Tannenbestände deutlich zurück. "Zum Glück konnte dieser
Trend gestoppt und eine positive Entwicklung eingeleitet werden. Die
Geschichte der Tanne zeigt sehr deutlich, dass durch konsequentes
Handeln aller Beteiligten eine Verbesserung zum Guten erreicht werden
kann. Ohne internationale Verpflichtungen zur Rauchgasreinigung kein
Ende der Säureeinträge, ohne naturnaher Waldbau keine
Verjüngungsmöglichkeiten für die Tanne und ohne eine konsequente Jagd
und Reduzierung der Schalenwildbestände keine erfolgreichen Kulturen",
verdeutlichte der Minister die gemeinsamen Maßnahmen der letzten
30 Jahre.
Baden-Württemberg ist nicht nur das Bundesland mit dem höchsten
Tannenvorkommen, sondern auch Wegbereiter des naturnahen Waldbaus. Die
Tanne hatte vielfach eine Türöffner-Funktion für die Ziele und
Leitsätze des naturnahen Waldbaus inne. "Die Weißtanne reagierte als
erste Baumart auf die extremen Immissionsbelastungen in den 1970er und
1980er Jahren und zeigte früh, dass es so nicht weiter gehen konnte.
Deshalb waren es gerade die Erfahrungen aus der Tannenbewirtschaftung,
die vor 30 Jahren die Grundlagen für den heutigen, modernen,
nachhaltigen Waldbau lieferten", ergänzte der Minister. Diese
Grundlagen und Ziele seien heute allgemein anerkannt: Nutzung von
natürlichen Abläufen und Selbststeuerungsmechanismen des Waldökosystems
zur Erfüllung waldbaulicher Ziele, Aufbau und Pflege stabiler Wälder,
Naturnähe bei der Baumartenwahl, Mischung und Stufigkeit, Nutzung der
Naturverjüngungspotenziale, wald- und wildgerechte Jagd.
Mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Rolle der
Luftschadstoffe zum Waldsterben wurden auch konsequent Gesetze und
Verordnungen in der Luftreinhalte- und Verkehrspolitik verabschiedet.
Beispiele sind die Technische Anleitung zur Reinhaltung der
Luft (TA
Luft), die Großfeuerungsanlagenverordnung und die Einführung des
3-Wege-Katalysators. Durch diese Luftreinhaltemaßnahmen wurde die
Grundlage geschaffen, das akute Waldsterben durch Säureeinträge zu
stoppen.
Vor diesem Hintergrund ist die aktuelle Entwicklung zur Tanne sehr
erfreulich. "Zwei Aspekte stechen bei der Tanne besonders hervor: Zum
einen zeigt die Weißtanne, eigentlich eher in niederschlagsreichen
Regionen zu Hause, eine erstaunliche Trockenheitstoleranz. Der andere
Punkt ist die gestiegene Wertschätzung für Tannenholz. Jahrzehntelang
vergessen, vernachlässigt und ignoriert hat die Tanne erhebliche
Produktvorteile gegenüber anderen Baumarten: Die ansprechende, helle
Farbe, die möglichen Dimensionen, die Harzfreiheit und, bei richtiger
Verwendung, die Dauerhaftigkeit im Außenbereich haben zu einer echten
Renaissance des Tannenholzes geführt", erläuterte Hauk.
Zusatzinformationen:
Veranstalter der Tagung sind das FORUM Weißtanne und der Forstverein Baden-Württemberg sowie die Akademie Ländlicher Raum.
Die Weißtanne (
Abies alba), ist eine Nadelbaumart der Gattung Tannen (
Abies)
aus der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Der Name leitet sich
von der im Gegensatz zur Gemeinen Fichte auffallend weißgrauen Rinde
ab. Die Weißtanne war im Jahr 2004 Baum des Jahres in Deutschland.
Sie erreicht eine Wuchshöhe von 30 bis 50 Metern, im Einzelfall
sogar bis 60 Meter bei einem Stammdurchmesser von bis zu zwei Metern.
Mit 500 bis 600 Jahren kann sie ein sehr beachtliches Alter erreichen.
Die Tanne ist eine typische Baumart des Bergmischwaldes. Sie wächst
vergesellschaftet mit Fichte, Buche, Bergahorn und in tieferen Lagen
auch mit
Eiche.
Waldbaulich ist sie eine interessante Art, da sie eine ausgesprochen
schattenertragende Baumart ist. So kann sie zum Beispiel bis zu
100 Jahren unter Schirm (Beschattung durch ältere Baumarten) stehen und
wächst nach Freistellung sehr schnell.