06.04.2010 | 00:00:00 | ID: 5291 | Ressort: Landwirtschaft | Wissenschaft & Forschung

Forstminister Rudolf Köberle MdL: "Gefahr von Wildunfällen steigt im Frühjahr mit den Temperaturen deutlich an"

Stuttgart (agrar-PR) - Wildtiere im Frühjahr besonders aktiv / alle 30 Minuten passiert im Land ein Wildunfall / Augen auf bei Fahrten durch Waldgebiete / Schaffung von Bewegungskorridoren notwendig
"Gerade jetzt im Frühjahr besteht eine besonders hohe Gefahr für Kraftfahrer, in einen Unfall mit einem Wildtier verwickelt zu werden", sagte der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz, Rudolf Köberle MdL, am Dienstag (6. April) in Stuttgart. Grund hierfür sei die regelmäßig mit dem Beginn des Frühjahrs sprunghaft ansteigende Aktivität vieler heimischer Wildtierarten. Während das betroffene Wildtier den Wildunfall häufig mit seinem Leben bezahlt, sind für den Menschen in der Regel Sachschäden die Folge. Allerdings seien auch bei Unfällen mit größeren Wildtieren Personenschäden nicht auszuschließen. Besonders für Motorradfahrer würden Wildunfälle oft tragisch enden.

Besonders hoch sei die Gefahr für Wildunfälle vor allem dort, wo die typischen Lebensräume des Wildes von Verkehrswegen durchschnitten werden. "Vor allem in großen geschlossenen Waldgebieten, aber auch in abwechslungsreichen Landstrichen mit Wiesen, Feldern und Waldinseln finden die meisten Wildtiere ideale Lebensbedingungen. Bei Fahrten durch solche Abschnitte ist eine erhöhte Aufmerksamkeit geboten", betonte Minister Köberle. Das Verkehrszeichen 'Wildwechsel' sei unbedingt zu beachten und das Tempo deutlich zu drosseln. Besonders gefährlich seien Fahrten in den Zeiträumen der morgendlichen oder der abendlichen Dämmerung.

"Hauptgründe für die spürbare Zunahme der Wildtieraktivitäten sind nicht etwa Frühlingsgefühle, sondern Futtersuche und Revierabgrenzung. Vor allem das männliche Rehwild, die Rehböcke, sind jetzt unterwegs. Jungtiere suchen nach Revieren, mit möglichen Rivalen werden Einstandskämpfe geführt, die bis zum Sommer ihren Höhepunkt erreichen", erklärte der Forstminister. Das Frühjahr bilde deshalb neben den Paarungszeiten, die in der Regel in den Sommermonaten oder im Herbst liegen, einen Zeitraum mit erhöhter Aktivität des heimischen Wildes. Der Bewegungsradius werde dabei deutlich ausgedehnt. Dagegen werde in den Wintermonaten bei den meisten heimischen Wildarten der Stoffwechsel und damit die Bewegungsaktivität deutlich reduziert. Diese Reduktion kann bis zu 50 Prozent gegenüber den Sommermonaten betragen.

Minister Köberle wies darauf hin, dass ein Wildunfall in jedem Fall der Polizei, der Gemeinde oder dem zuständigen Jagdausübungsberechtigten mitgeteilt werden müsse. Nicht zuletzt auch im Hinblick auf eine mögliche Schadensabwicklung durch die Kasko-Versicherung sei dies unerlässlich. Auf keinen Fall dürfe totgefahrenes Wild mitgenommen werden. "Das ist schlicht nicht erlaubt. Im Zweifelsfall muss mit einer Anzeige wegen Wilderei gerechnet werden", betonte Forstminister Köberle.

Wild in der Kulturlandschaft

Die Intensivierung der Landnutzung und die stetig zunehmende Zerschneidung der Landschaft durch Verkehrsachsen haben zu einer starken Spaltung von Wildtierlebensräumen geführt. So werden auf dem 36.000 Kilometer langen überörtlichen Straßennetz in Baden-Württemberg durchschnittlich zwei Rehe pro Stunde durch den Verkehr getötet. „Deshalb brauchen wir einen übergeordneten, landesweiten Generalwildwegeplan. Dieser soll künftig von großer Bedeutung für das Wildtiermanagement und den Erhalt der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg sein. Der Wildwegeplan kann als übergeordneter Plan für künftige Infrastrukturprojekte zur Verfügung stehen. Wildtierkorridore schaffen Lebensraum für alte und neue Arten", betonte Köberle.

Auf der Grundlage aktueller wissenschaftlicher Untersuchungen bestehe Handlungsbedarf, Wildtierkorridore im gesamten Land zu schaffen. Diese verbinden wie ein grünes Netzwerk die bedeutenden Waldlebensräume als Rückzugsgebiete vieler seltener Arten. In einem Forschungsprojekt wurde ermittelt, dass an über 1.500 Stellen im Land Wildunfälle in großer Häufung vorkämen. Der Wechsel von Tieren zwischen verschiedenen Standorten und auch die Wiederbesiedlung verwaister aber immer noch vorhandener Lebensräume seien durch Verkehrsverluste erheblich gefährdet.
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