1989 wurde der fischkritische Sauerstoffgehalt von 3 mg/l für fünf
Monate unterschritten. Häufige Fischsterben waren die Folge. Heute
liegen die Sauerstoffgehalte mit durchschnittlich 10 mg/l dauerhaft
nahe der so genannten Sättigungskonzentration. Die erste sprunghafte
Verbesserung des Elbe-Wassers nach der Wende geht auf den Zusammenbruch
der Industrie und Änderungen in der Landwirtschaft zurück, ab Mitte der
90er Jahre dann auf den zunehmenden Bau von Kläranlagen in Tschechien
und den neuen Bundesländern. In der Folge ging zum Beispiel die
Belastung mit organischen Stoffen um rund 60 Prozent und mit
Schwermetallen wie Quecksilber um rund 90 Prozent zurück. Im Fluss
entwickelte sich wieder eine ökologische Vielfalt. Gegenwärtig sind
wieder 48 Fischarten in der mittleren Elbe zwischen Roßlau und
Magdeburg nachweisbar - gegenüber 37 Arten im Jahr 1991. Heute werden
die Umweltdaten der Elbe nach einem umfangreichen, international
abgestimmten Messprogramm an sieben Messstellen in der Tschechischen
Republik und an zwölf Stellen in Deutschland ermittelt.
Inzwischen sind viele deutsche Flüsse in einem guten chemischen
Zustand, vom Erreichen der ökologischen Ziele sind die meisten dennoch
entfernt. Eine Studie, die federführend vom UFZ und in Zusammenarbeit
mit ecologic im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit (BMU) erarbeitet wurde, zeigt die aktuellen
Ergebnisse des Gewässermonitorings in Deutschland und bestätigt
weitgehend die Prognose der bereits 2004 durchgeführten
Bestandsaufnahme und Risikoanalyse: Die anspruchsvollen Umweltziele der
EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) werden die meisten deutschen Gewässer
bis zum Ende des ersten Bewirtschaftungszyklus im Jahr 2015 nicht
fristgerecht erreichen können.
Zwar hat Deutschland im Gewässerschutz in den zurückliegenden
Jahrzehnten schon viel erreicht. Insbesondere durch den Aus- und Neubau
von Kläranlagen hat sich die Wasserqualität der Oberflächengewässer
deutlich verbessert. Dennoch sind viele Wasserkörper in keinem "guten
Zustand". Als eine Hauptursache für die Verfehlung der Ziele der WRRL
wurde in Deutschland die starke Verbauung der Oberflächengewässer (z.B.
durch Wehre, Dämme, Ufer- und Sohlbefestigungen, Begradigungen)
identifiziert. In ihnen abgelagerte kontaminierte Altsedimente können
zu sekundären Belastungsquellen für die Gewässer werden. Eine weitere
Ursache ist die Belastung mit Nährstoffen (Stickstoff und Phosphor) und
Pflanzenschutzmitteln aus diffusen Quellen - vorrangig aus der
Landwirtschaft: Sie ist in erheblichem Maße auch für die erhöhten
Belastungen des Grundwassers durch Nitrat verantwortlich. Die hohen
Nährstoffbelastungen im Binnenland gelangen über die Flüsse ins Meer
und sind dort für die Eutrophierung verantwortlich.
Tilo Arnhold
Mehr zum Thema "Die ehrgeizigen Ziele der Wasserrahmenrichtlinie: Es
ist noch viel zu tun" lesen Sie in der Juni-Ausgabe des UFZ-Newsletters
auf S. 8-10:
http://www.ufz.de/data/ufz_newsletter_06_2010_12944.pdf