Stuttgart (agrar-PR) -
Ertrag je Hektar zwischen Rhein und Iller im Schnitt von über 66 Dezitonnen Während sich auch in den baden-württembergischen
Spätdruschgebieten langsam das Ende der Getreideernte abzeichnet, legt
das Statistische Landesamt eine erste Erntebilanz auf der Grundlage
exakter Ertragsmessungen vor. Aufgrund der vorläufigen Ergebnisse der
Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung beziffert sich die
diesjährige Getreideernte (ohne Körnermais) auf 3,22 Millionen Tonnen.
Das ist beinahe exakt die gleiche Menge wie im Vorjahr, aber über 7
Prozent mehr als im Mittel der Jahre 2003/08 (3,00 Mill. t). Da
witterungsbedingt die Erntearbeiten im August immer wieder unterbrochen
werden mussten, liegen aktuell nur die Ergebnisse von jedem zweiten der
vorgesehenen Volldrusche vor.
Die Ergebnisse sind folglich noch mit
Unsicherheiten behaftet und Veränderungen möglich.
Nur leichte Verschiebungen im Getreideanbau
Hinter den aktuellen Erntezahlen verbergen sich im
Vorjahresvergleich angesichts der erneuten Aussetzung der
Stilllegungsverpflichtung und der Preissignale für Getreide nach der
Ernte 2008 nur leichte Verschiebungen im Anbau auf dem Ackerland.
Verlierer war die Sommergerste (72 200 ha; -16,9 Prozent), die bedingt
durch die guten Aussaatbedingungen im vergangenen Herbst die 2008 dazu
gewonnenen Flächenanteile wieder abgeben musste. Die beiden
Futtergetreidearten Wintergerste (107 000 ha) und Triticale (22 200 ha)
behaupteten sich gut. Die ertragsstärkste Getreideart Winterweizen
(220 600 ha) konnte das hohe Niveau des Vorjahres sogar nochmals
übertreffen. Nach Jahren des Anbaurückgangs kommt die Renaissance des
Hafers (29 100 ha; +1,9 Prozent) überraschend.
Die durchschnittliche Flächenleistung aller Getreidearten liegt im
Landesmittel bei 66,5 Dezitonnen je Hektar (dt; 1dt=100 kg =0,1
Tonnen). Das ist nach 2004 (68,3 dt/ha) der zweithöchste Flächenertrag
in der Geschichte des Landes. Das Vorjahresergebnis (65,3 dt/ha) und
das langjährige Mittel 2003/08 (62,3 dt/ha) liegen um 1 bzw. um 4 dt/ha
niedriger. Winter- (65,2 dt/ha) wie Sommergerste (56,2 dt/ha) liegen
jeweils mehr als ein Zehntel über den langjährigen Vergleichswerten,
Hafer (55,2 dt/ha) um 8,5 Prozent.
Die Wintersaaten konnten im Herbst 2008 bei guten Bedingungen
ausgebracht werden. Die Kälteperiode dauerte zwar lange, hatte aber
kaum Auswinterungsverluste zur Folge. Das Auf und Ab beim Wetter im
Juni und Juli hat dem Getreide, abgesehen von regional aufgetretenen
Fällen von Hagelschlag und Starkregen, nicht geschadet. Im Gegenteil,
es hat das Wachstum befördert. Rechtzeitig zur Ernte setzte sich dann
die trockene Witterung mehr und mehr durch, so dass die Erntearbeiten
im Allgemeinen wenig beeinträchtigt waren.
Legt man die Anbauflächen der diesjährigen
Bodennutzungshaupterhebung zugrunde, so errechnet sich für die Futter-
und Industriegetreidearten (Gerste und Hafer) eine Gesamterntemenge von
1,43 Mill. t; ein Ergebnis, welches das Vorjahresresultat um 1,8
Prozent, das Mittel der Jahre 2003/08 um 4,6 Prozent überschreitet. Die
Ernte der Brotgetreidearten (Weizen und Roggen) beziffert sich auf
insgesamt 1,78 Mill. t und liegt damit geringfügig unter dem
Vorjahresergebnis. Das langjährige Mittel wird um fast ein Zehntel
übertroffen.
Ebenfalls sehr gute Ernten bei Winterraps und Körnermais
Wie das Statistische Landesamt aufgrund erster
Ergebnisse der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung weiter
feststellt, konnte bei Winterraps, der mit Abstand bedeutendsten
Ölfrucht im Land, mit einem Durchschnittsertrag von 41,4 dt/ha
ebenfalls ein Spitzenergebnis für den Südwesten erzielt werden.
Die Körnermaisbestände, in ihrem Kerngebiet am Oberrhein häufig
beregnet, machen gleichfalls einen guten Eindruck. Im Landesmittel wird
derzeit mit einem Ergebnis von 105 dt/ha gerechnet. Zum Vergleich: Der
Rekordertrag aus dem Vorjahr beziffert sich auf 105,4 dt/ha.
Das Grünland konnte die guten Wachstumsbedingungen mit ausreichender
Wasserversorgung in sehr hohe Erträge umsetzen. Die Heuernte war
allerdings durch häufige Regenfälle immer wieder unterbrochen und
dadurch verzögert. Infolge des höheren Rohfasergehalts ist
überständiges Heu schwerer verdaulich und damit von schlechterer
Qualität.