22.03.2024 | 19:09:00 | ID: 39076 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Backhaus gratuliert dem neuen Präsidium des Bauernverbandes

Schwerin (agrar-PR) - Beim Wahlbauerntag in Linstow ist am Vormittag Karsten Trunk zum neuen Präsidenten des Bauernverbandes MV gewählt worden. Nach acht jähriger Amtszeit war Detlef Kurreck nicht erneut zur Wahl angetreten.

„Ich bedanke mich bei Detlef Kurreck für sein Engage­ment. Er hat MV auch im Deutschen Bauernverband vertreten und ist die Stimme Ostdeutschlands gewesen. Und er hat es verstanden, die Sichtweise von Landwirtinnen und Landwirten auch denen klar zu machen, die der Landwirtschaft und ihren Problemen fernstehen. Das hat man zuletzt auch in den Diskussionen über den Sinn und die Ziele der Bauernproteste Anfang des Jahres deutlich merken können. Ich wünsche Detlef Kurreck für die Zukunft alles erdenklich Gute und viel Gesundheit, ich hoffe er bleibt uns noch lange erhalten und bin mir sicher; unsere Wege werden sich noch häufig kreuzen. Mein Dank gilt aber genauso der ausscheidenden Vize-Präsidentin Frau Dr. Heike Müller. Sie hat Detlef Kurreck nicht nur zur Seite gestanden, sondern ihn nach Kräften entlastet.

Ich gratuliere Karsten Trunk und seinem Team zur Wahl und wünsche ihm und seiner Vizepräsidentin Sabine Firnhaber sowei den Vizepräsidenten Manfred Leberecht und Marco Gemballa  für die kommenden Jahre eine glückliche Hand bei der Ausübung ihrer Ämter. Sie Übernehmen den Bauernverband in turbulenten Zeiten, das ist nicht nur ein Sprung ins kalte Wasser, sondern erfordert auch viel Fingerspitzengefühl und einen guten politischen Instinkt.

So war das vergangene letzte Jahr aus wirtschaftlicher Sicht gesehen sehr durchwachsen:

Nach dem Rekordjahr 2022 im Milchbereich sanken die Preise in 2023 und zehrten die Gewinne aus dem Vorjahr auf. Glücklicherweise hat sich die Lage am Milchmarkt wieder leicht verbessert und die 50-Cent-Marke ist wieder in Sicht (aktuell durchschnittlich 47 Cent / kg Milch). Das ist allerdings angesichts gestiegener Produktionskosten für die Milcherzeuger noch nicht ausreichend. Da erreicht uns die Nachricht, dass das DMK seinen Standort Dargun zum Ende des Jahres schließen will. Das ist vor allem für die 87 Beschäftigten vor Ort eine schlimme Nachricht. Ich hoffe aber, dass die Ankündigung durch das DMK trägt und die Verarbeitungskapazitäten im Land erhalten bleiben sollen. Der Ausstieg aus der Milchpulver- und Standardkäseproduktion kann auch zu mehr Wertschöpfung in MV beitragen und damit ein günstiges Signal für die Milchviehhalter sein.

In diesem Zusammenhang nehme ich zur Kenntnis, dass der Bundeslandwirtschaftsminister nun auf den Kurs einschwenkt, den Artikel 148 der GMO zu ziehen. Es ist längst an der Zeit, dass Milchbauern und Molkereien auf Augenhöhe miteinander verhandeln. Ob das auf Anhieb gelingen wird, gerade mit Blick auf die Regelungen im  Bereich der Molkereigenossenschaften, ist vielleicht nicht sicher – aber sicher ist, dass gar nichts zu tun die Dinge auf keinen Fall zum Besseren führen wird.

Ein Lichtblick ist die gewinnbringende Entwicklung in der Schweinemast. Sie wird voraussichtlich im Jahr 2024 anhalten. Die Viehbestände sind aktuell stabil - nach zwei insbesondere für die Schweinhalter - wirklich katastrophalen Jahren und einem Sinken der Nutztierbestände. Zu Mecklenburg-Vorpommer gehört die flächengebundene Tierhaltung einfach dazu. Sie ist auch für eine nachhaltige Landwirtschaft unbedingt erforderlich. Deswegen habe ich die Erarbeitung einer Nutztierstrategie MV in Auftrag gegeben, an der viele Tierhalter mitarbeiten. Es herrscht weiterhin eine generelle Unsicherheit in der Branche, vor allem was größere Investitionen und die Zukunft vieler Betriebe angeht. Ursache hierfür sind nicht nur die aktuelle geopolitische Situation, die volatilen Märkte und die Inflation, sondern auch die politischen Entscheidungen in Berlin und Brüssel, die bei den meisten Landwirten nur Unverständnis hervorruft.

Die Bauernproteste, die mittlerweile in ganz Europa stattfinden, haben einen Stein ins Rollen gebracht, der nicht mehr so einfach aufzuhalten sein wird und das zurecht. Wir bekommen in Europa nun den Spiegel vorgehalten für eine Politik, die an der Praxis und an den Betrieben vorbeigeht.

Denn während die Produktions-Standards in Europa immer höher werden, unterlaufen Importe aus Nicht-EU-Ländern, die unter anderen Bedingungen produzieren können, die Preise. Ergebnis: Das EU-Agrarbudget ist riesig, es landet jedoch zu großen Teilen nicht auf dem Konto der Bauern.

Wir stehen vor einem Dilemma: Einerseits sollen Bauern in Europa hochwertig, nachhaltig, unter Wahrung aller Umwelt- und sozialen Standards produzieren, dabei die Biodiversität fördern und das Tierwohl beachten. Auf der anderen Seite müssen unsere Betriebe auf den heimischen Märkten oder auf dem Weltmarkt bestehen. Wer da zu hohe Preise aufruft, weil die Produktion nur entsprechend teuer aufrechterhalten werden kann, der verschwindet vom Markt.

Aktuell beteiligen wir uns auf Bund-Länder-Ebene an Verhandlungen  zur Vereinfachung von Regularien und wollen so aktiv zum Bürokratieabbau beitragen. Hier wurden bereits umfangreiche Vorschläge durch mein Haus an den Bund übermittelt, wie beispielsweise:
  • Zentralisierung der Umsetzung der Agrarförderung auf Bundesebene -> Reduzierung Arbeitsaufwand im Land + bundeseinheitliche Regelungen
  • Streichung Stoffstrombilanzverordnung
  • Eindeutigere + einfachere Ausgestaltung der Standards für den „Guten Landwirtschaftlichen und Ökologischen Zustand“ (GLÖZ)
  • Vereinheitlichung der „Grundanforderung an die Betriebsführung“ (GAB) und den diesbezüglichen Anforderungen des landwirtschaftlichen Fachrechts

Mir sind die drängenden Probleme der Landwirtschaft sehr wohl bewusst und werden von mir nicht auf die leichte Schulter genommen. Natürlich spielen Klima- und Umweltschutz vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels eine wichtige Rolle, hier ist aber Augenmaß gefragt. Unsere Landwirtschaft ist und bleibt systemrelevant und das nicht nur für die Versorgung mit Lebensmitteln. Unsere Landwirtschaftsbetriebe sind auch die Energieproduzenten der Zukunft, sei es Solar, Wind, Geothermie oder Biomasse und diejenigen, die  Leistungen für den Klimaschutz realisieren. Auch wenn man in der Stadt wohnt, sollte man sich also vor allem vor dem Hintergrund der kommenden Kommunal- und Europawahlen Gedanken machen wo man sein Kreuz macht. Denn eine ausgewogene und gute Agrarpolitik nützt nicht nur dem ländlichen Raum auch Städter profitieren davon Maßgeblich. Ohne Landwirtschaft keine Nahrung, kein Klimaschutz, keine saubere Energie.“

Pressekontakt
Frau Eva Klaußner-Ziebarth
Telefon: 0385-588 16003
Fax: 0385-588 16022
E-Mail: e.klaussner-ziebarth@lm.mv-regierung.de
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