02.06.2011 | 13:20:00 | ID: 9685 | Ressort: Landwirtschaft | Unternehmen

75 Jahre Mähdrescher in Europa

Harsewinkel (agrar-PR) - Mähdrescher tragen wesentlich zur Welternährung bei. Kaum eine andere Erfindung hat die Produktion von Nahrungsmitteln auf unserem Globus so positiv beeinflusst wie diese Arbeitsmaschine.
Der Mähdrescher erledigt einen Arbeitsprozess, der Jahrtausende lang mühsame Hand- und Hofarbeit erforderte: er schneidet bei der Fahrt übers Feld das Getreide ab, drischt zugleich die wertvollen Körner verlustfrei aus und sammelt sie dann in einem großen Tank. Und das in kürzester Zeit und in riesiger Menge. In diesem Jahr feiert der europäische Mähdrescher Jubiläum, er wird 75 Jahre alt.

Im Sommer 1936 schlug die Geburtsstunde des Mähdreschers auf unserem Kontinent. Auf dem Rittergut Zschernitz bei Halle in Sachsen-Anhalt stellte August Claas seinerzeit eine von einem Traktor gezogene Maschine vor, die er in seinem Werk im westfälischen Harsewinkel entwickelt hatte. Der „Mäh-Dresch-Binder“ lieferte bei der Fahrt übers Feld sofort einwandfreies Korn, das in Säcken abtransportiert werden konnte. Eine Revolution in der europäischen Landwirtschaft.

Bereits in den 1920er Jahren wurden einige amerikanische Mähdrescher – ebenfalls von Traktoren gezogen - in Europa eingesetzt. Es war ein totaler Fehlschlag. Das dicht stehende oftmals feuchte oder liegende Getreide eignete sich nicht für die amerikanischen Maschinen, die auf weiten Feldern des Mittleren Westens viel einfachere Erntebedingungen hatten. Dadurch bildete sich bei allen praktischen Landwirten und den Agrarwissenschaftlern das Vorurteil, das sich das Mähdreschverfahren für die europäische Getreideernte mit seinem langen Stroh, das häufig auch verunkrautet war, nicht eignete.

In Deutschland wurde bis dato das Getreide mit der Sense geschnitten, in Garben getrocknet, eingefahren oder auf dem Dachboden zum Trocknen eingelagert. Später lief bis tief in den Winter hinein die Standdreschmaschine auf dem Hof, mit der die Körner von Ähren und Halmen getrennt wurden.

August Claas, der mit seinen Brüdern Bernhard und Franz im Jahre 1913 einen Landmaschinenbetrieb  gegründet hatte, glaubte fest daran, dass auch das Getreide Europas für den Mähdrusch geeignet war. Sein Sohn Helmut Claas, der das Agrarmaschinenunternehmen später zur Weltspitze führt, erinnert sich: „Bereits seit Anfang der 1930er Jahre entwickelten mein Vater und Walter Brenner, Assistent von Professor Vormfelde an der Universität Bonn, einen Prototyp. Es war eine Maschine, die um einen Lanz Bulldog herum gebaut war – somit schon ein sehr moderner Mähdrescher mit Schneidwerk an der Frontseite. So etwas gab es auf der ganzen Welt bis zu diesem Zeitpunkt nicht.“

Die Idee war genial, aber um viele Jahre verfrüht, denn die dazu nötigen Technologien wie leistungsfähige Traktoren, Hydraulik, Elektrik usw. waren teilweise noch nicht entwickelt für den auf einen Schlepper aufgesattelten Mähdrescher. Der Prototyp wurde der deutschen Landmaschinenindustrie offiziell vorgeführt mit dem Ziel, die Branche für die Mähdrescher-Idee zu gewinnen. Doch niemand zeigte Interesse. „Dann machen wir es eben allein“, sagte August Claas daraufhin und konstruierte weiter.

Der große Durchbruch gelang ihm 1936 mit einem gezogenen Mähdrescher mit einem seitlich angebrachten Schneidwerk. Auf dem Gut Zschernitz führte er vor vielen fachkundigen und auch kritischen mitteldeutschen Landwirten sein Modell vor, den ersten in Europa hergestellten voll funktionierenden Mäh-Dresch-Binder (MDB). Wenn alles gut lief, konnte der Landwirt mit der Maschine eine Tagesleistung von 600 Zentnern (30 Tonnen) Weizen einfahren. Von dieser Erfolgsmaschine wurden in den nächsten sechs Jahren 1.450 Exemplare gebaut.

Den ersten selbstfahrenden Mähdrescher - also mit einem eigenen Motor - brachte CLAAS im Jahre 1953 auf den Markt. Dieses Erntesystem des Selbstfahrers bewährte sich mehr und mehr. Das Unternehmen entwickelte im Laufe der nächsten Jahrzehnte immer leistungsfähigere Mähdrescher, für alle Getreidearten, alle klimatischen Bedingungen und alle Felder der Welt.

Ein CLAAS LEXION Mähdrescher der neuesten Bauart erntet heute in einer Stunde bis zu 100 Tonnen Weizen. Das ergibt so viel Mehl, dass man damit eine Stadt wie Dresden oder Nizza einen Tag lang mit Backwaren versorgen kann. Die modernen Maschinen haben bis zu 12 Meter breite Schneidwerke, fahren hochpräzise mit GPS-Lenkung, können 12.000 Liter Getreide im Korntank fassen und kosten bis zu einer halben Million Euro.

CLAAS ist heute, 75 Jahre nach der Erfindung des Mähdreschers, immer noch mit weitem Abstand Marktführer in Europa. Etwa jeder dritte auf dem Kontinent verkaufte Mähdrescher stammt aus Harsewinkel. (claas)
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